Der frühere Airbus-Chef Thomas Enders verlässt den Aufsichtsrat der Deutschen Lufthansa AG vorzeitig. Sein Mandat legt er auf eigenen Wunsch zur Hauptversammlung am 6. Mai nieder, wie das Unternehmen am Mittwoch mitgeteilt hat. Damit ist die Personalie nun offiziell. Das „Manager Magazin“ hatte bereits im Januar darüber berichtet, dass Enders nicht weitermachen wolle.

Der als „Major Tom“ bekannte Manager galt lange als designierter Nachfolger des jetzigen Aufsichtsratschefs Karl-Ludwig Kley. Dem Kontrollgremium des umsatzstärksten Luftverkehrkonzerns Europas gehört Enders seit fast fünf Jahren an. Bis 2019 hatte Enders den Vorstandsvorsitz bei Airbus inne.

Nach Informationen des „Manager-Magazins“ will der 66-jährige mehr Zeit im Privatleben verbringen. Demnach habe er sein Leben neu geordnet und will künftig eher mehr als weniger Freiraum fürs Private übrig haben. Da treffe es sich gut, dass auch Kley angesichts aktueller Turbulenzen von Überlegungen abgerückt sei, den Vorsitz schon in diesem Jahr weiterzureichen. Kley wolle seine volle Amtszeit bis zur Hauptversammlung im Mai 2026 ausschöpfen. Das „Manager Magazin“ beschreibt Enders als jemanden, der mit dem CEO der Lufthansa Carsten Spohr freundschaftlich verbunden sei, aber auch ungeduldig vom Naturell her und auf mehr Reformtempo und Rendite achte.

Als Enders‘ Nachfolger im Gremium schlägt der Aufsichtsrat den einstigen Austrian-Chef Alexis von Hoensbroech (54) vor, der seit 2022 die kanadische Airline Westjet leitet. Der Manager dürfte zumindest bei den Kunden der Airline Ende vergangenen Jahres schon mal Punkte gesammelt haben. Auf einem Flug zwischen Calgary und Ottawa begrüßte er die Fluggäste persönlich, erklärte ihnen, dass er auf dem Weg zu einem Treffen mit Politikern sei, um über die kanadische Luftfahrt zu sprechen, und forderte die Passagiere auf, ihn an seinem Platz in Reihe 13 gerne zu besuchen – „erzählen Sie mir gute, aber auch schlechte Stories.“ Er verteilte Lob für Crew und Cockpitbesatzung und bat die Gäste „seien Sie nett zu meinen Kollegen!“ 

Ob von Hoensbroech tatsächlich die Nachfolge von Enders antritt, entscheidet sich bei der Hauptversammlung am 6. Mai. Fest steht allerdings jetzt schon, dass die Aufsichtsräte Astrid Stange, Angela Titzrath und Erich Clementi sich auf jeden Fall für drei weitere Jahre zur Wahl stellen werden.