Ex-Barclays-Chef Jes Staley erhält Berufsverbot
Ex-Barclays-Chef Jes Staley erhält Berufsverbot
Von Andreas Hippin, London
Die britische Finanzaufsicht FCA hat James "Jes" Staley, dem ehemaligen CEO der britischen Großbank Barclays, Berufsverbot erteilt. Er darf "keine wichtige Führungsposition oder andere Position mit wesentlichem Einfluss in Bezug auf jedwede regulierte Aktivität" in der Finanzbranche mehr ausüben, heißt es in der Entscheidung des Regulierers. Zudem verhängte die Financial Conduct Authority (FCA) eine Geldstrafe von 1,81 Mill. Pfund gegen ihn. Staley war schon früher angeeckt, ohne dass es für ihn schwerwiegende Folgen gehabt hätte, etwa als er sich in bester Cowboy-Manier auf die Suche nach einem Whistleblower machte.
Irreführung der Aufsicht
Er habe sowohl den Board der Bank als auch die Aufsicht über seine Beziehungen zum verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in die Irre geführt, hieß es zur Begründung. Das wird unter anderem mit einem von ihm genehmigten Schreiben der Bank an die Aufsicht belegt, das zwei irreführende Angaben zur Art seiner Beziehung zu Epstein und zum Ort ihres letzten Treffens enthielt. "Der CEO spielt eine entscheidende Rolle, indem er ein Beispiel für alle Mitarbeiter der Firma ist", heißt es in der Entscheidung der FCA. "Der CEO muss auch solides Urteilsvermögen beweisen, wenn er sein Amt ausübt."
Jes StaleyOffensichtlich dachte ich, dass ich ihn gut kenne. Das war aber nicht so. Rückblickend bedauere ich zutiefst, irgendeine Beziehung mit Jeffrey Epstein gehabt zu haben.
Staley will die Entscheidung vor dem Upper Tribunal anfechten. Sie wird bis zu dessen Urteil nicht wirksam. Die Bankenaufsicht PRA (Prudential Regulation Authority) stellte sich hinter die FCA. Wie Barclays mitteilte, wird Staley mit Blick auf die Ermittlungsergebnisse der FCA auf eingefrorene Boni im Volumen von bis zu 17,8 Mill. Pfund verzichten müssen. Die Bank hatte ihn im Herbst 2021 vor die Tür gesetzt.
"Ein zweckdienlicher Tod"
Epsteins Tod im Metropolitan Correctional Center in Manhattan wurde von den Journalisten Alana Goodman und Daniel Halper unter dem Titel „A Convenient Death (Ein zweckdienlicher Tod)“ beschrieben. Er hatte sich 2008 der erzwungenen Prostitution einer Minderjährigen schuldig bekannt. Später wurde ihm in etlichen weiteren Fällen sexueller Missbrauch vorgeworfen. Zahllose Prominente sollen auf seiner Privatinsel, die zu den amerikanischen Jungferninseln gehört, zu Gast gewesen sein.
Zu Gast auf Epsteins Insel
Epstein war Kunde von J.P. Morgan. Von 2009 bis 2012 hatte Staley das Investment Banking der US-Großbank geführt. In dieser Funktion hatte er reichlich Kundenkontakt. Mit Epstein tauschte er während dieser Zeit mehr als 1.100 E-Mails aus. Staley habe seine Freundschaft mit Epstein bei mehreren Gelegenheiten als besonders tief beschrieben, heißt es in der Entscheidung der FCA. Die E-Mails legten zudem nahe, dass sie häufig telefonisch Kontakt gehabt hätten. Staley habe sowohl die Insel als auch Epsteins Ranch in New Mexico besucht. Die Besuche hätten "keinem offenkundigen geschäftlichen oder beruflichen Zweck" gedient.
Kontakt bis kurz vor der Ernennung zum Barclays-CEO
„Offensichtlich dachte ich, dass ich ihn gut kenne“, sagte Staley über Epstein. „Das war aber nicht so. Rückblickend bedauere ich zutiefst, irgendeine Beziehung mit Jeffrey Epstein gehabt zu haben." Staley habe angegeben, lange vor seiner Ernennung zum Barclays-Chef keinen Kontakt mehr mit Epstein gehabt zu haben, heißt es in der FCA-Entscheidung. Doch hätten sie sich noch drei Tage vor der Bekanntgabe der Personalie per E-Mail ausgetauscht.
Im September erzielte J.P. Morgan im Streit mit den Jungferninseln einen 75 Mill. Dollar schweren Vergleich, ohne Fehlverhalten zuzugeben. Zugleich legte die Bank einen Rechtsstreit mit Staley bei, den sie wegen seiner Verbindungen zu Epstein verklagt hatte.