Ex-Deutsche-Bank-Star rückt in den Fokus
Bloomberg
Viele Jahre lang war Amedeo Ferri-Ricchi ein wichtiger Ertragsbringer in der riesigen Devisenhandelsabteilung der Deutschen Bank und erwirtschaftete einen Umsatz von mehr als 100 Mill. Euro pro Jahr. Sein Erfolg beim Verkauf komplizierter Hedging-Derivate an Unternehmen in Spanien war unter den Londoner Händlern legendär. Kollegen blickten neidisch auf seine Gewinne. Andere Banken versuchten, ihn abzuwerben, so etwa Goldman Sachs 2017.
Nun ist ein Teil dieses Geschäfts im Visier einer internen Untersuchung. Ermittelt wird, ob Produkte missbräuchlich an Kunden verkauft wurden, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Die Untersuchung, die nach dem Ausscheiden von Ferri-Ricchi aus der Bank eingeleitet wurde, ist unter dem Namen „Project Teal“ bekannt und spielte eine Rolle beim Ausscheiden mehrerer Mitarbeiter und leitender Angestellter.
Komplexe Devisengeschäfte, die spanischen Unternehmen zum Verhängnis wurden, haben zu Klagen und aufsichtsrechtlichen Beschwerden gegen mehrere Großbanken geführt. Die interne Untersuchung der Deutschen Bank befasst sich mit Dutzenden Transaktionen und hat bereits zu einigen Vergleichen geführt.
Die potenziell hohen Summen, um die es dabei geht, wurden in diesem Monat deutlich, als eine 500 Mill. Euro schwere Klage der spanischen Hotelkette Palladium vor dem High Court in London bekannt wurde. In der Klage wird behauptet, dass das auf Ibiza ansässige Unternehmen Hunderte von „hochkomplexen“ Geschäften mit der Frankfurter Bank abgeschlossen habe, bei denen es für Palladium „unmöglich“ gewesen sei, den Preis zu bestimmen, den Wert zu schätzen oder die Risiken zu verstehen. Die Klage „entbehrt jeder Grundlage und wir werden uns energisch dagegen verteidigen“, teilt die Bank mit. Ihr seien derzeit keine weiteren Klagen betroffener Unternehmen bekannt, und sie rechne auch nicht damit, dass mögliche künftige Forderungen in dieser Angelegenheit ebenso groß sein werden.
Ferri-Ricchi wird von Palladium nicht als Beklagter geführt, wird in der Klageschrift aber als Hauptkontakt der Deutschen Bank mit dem spanischen Unternehmen bezeichnet. Er kam 2005 zur Deutschen Bank und war bekannt für sein Fachwissen über Swaps und Derivate, die im Mittelpunkt seiner Doktorarbeit an der spanischen Universidad Complutense de Madrid gestanden hatten. Über seine Anwälte bestreitet er die Vorwürfe in der Palladium-Klage oder dass er jemals an einem missbräuchlichen Verkauf beteiligt gewesen sei. Auch in eine interne Untersuchung der Deutschen Bank sei er nicht verwickelt. Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, sagen, dass die Geschäftseinheit, die einst von Ferri-Ricchi geleitet wurde – er verließ die Bank Mitte 2019 und arbeitet nun bei JB Drax Honore – , ein wichtiger Bestandteil der laufenden Untersuchung sei.
Der Klage zufolge begann die Beziehung zwischen Palladium und der Deutschen Bank, nachdem Ferri-Ricchi der Familie Matutes, den Eigentümern der Hotelgesellschaft, 2012 eine Strategie namens „DB Haven Liability Cheapener” vorgestellt hatte. 2013 stieg Palladium in die Strategie ein. Hunderte Transaktionen folgten zwischen 2014 und 2019. Palladium behauptet, dass die Deutsche Bank, als eine Reihe von ihnen floppte, für eine Umstrukturierung warb, die zu zusätzlichen Gebühren und letztlich zu weiteren Verlusten führte. Die Bank habe dem Unternehmen so viele Produkte verkauft, dass sie in der Spitze im Oktober 2017 einen Nominalwert von 5,6 Mrd. Euro hatten, was die Bilanz des Unternehmens in den Schatten stellte.