Wichtige Änderungen im Aufsichtsrat

Ex-Fresenius-CEO Sturm wird Chefaufseher von Hugo Boss

Der ehemalige Vorstandschef des Gesundheitskonzerns Fresenius, Stephan Sturm, soll im Mai nächsten Jahres auf Hermann Waldemer als Aufsichtsratschef des Modeunternehmens Hugo Boss folgen. Ebenfalls neu im Gremium wird Michael Murray sein, der die Interessen des britischen Großaktionärs Frasers Group vertreten wird.

Ex-Fresenius-CEO Sturm wird Chefaufseher von Hugo Boss

Ex-Fresenius-Chef Sturm wird Chefaufseher von Hugo Boss

md Frankfurt

Stephan Sturm (61) soll nach der Hauptversammlung (HV) am 15. Mai nächsten Jahres den Aufsichtsratsvorsitz von Hugo Boss übernehmen. Wie der Modekonzern mitteilt, habe ihn das Nominierungskomitee als Nachfolger von Hermann Waldemer zur Wahl vorgeschlagen. Waldemer werde sich nach zehn Jahren als Mitglied des Aufsichtsrats und fünf Jahren als Chefaufseher zurückziehen. Zudem kandidieren Andreas Kurali (59) und Michael Murray (35) für das Gremium, da den Angaben zufolge neben Waldemer auch Gaetano Marzotto und Robin Stalker ihr Mandat mit Ablauf der HV abgeben werden.

„Ich freue mich sehr, dass wir mit Stephan Sturm eine so erfahrene Führungspersönlichkeit für den Aufsichtsrat von Hugo Boss gewonnen haben“, wird Waldemer in der Mitteilung zitiert. „Durch seine bisherige Aufsichtsratstätigkeit und als langjähriger Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand des Gesundheitskonzerns Fresenius bringt er ein tiefes Verständnis für den Kapitalmarkt mit."

Lob für Vorstandschef Grieder

Hugo Boss könne „mit großer Zuversicht in die Zukunft blicken“, sagt Waldemer und fügt hinzu: „Das Unternehmen hat unter der Führung von Daniel Grieder eine großartige Erfolgsgeschichte geschrieben und wird diesen Weg fortsetzen.“ Der angeschlagene CEO war zuletzt in die Kritik geraten, nachdem der Kurs des MDax-Unternehmens Ende November mit rund 32 Euro auf den tiefsten Stand seit Februar 2021 gefallen war. Grund waren enttäuschende Zahlen, Prognosesenkungen sowie Medienberichte, nach denen Vorstandschef Grieder und der österreichische Investor René Benko im März vorigen Jahres Pläne für eine Modegruppe geschmiedet haben sollen. Es wurde spekuliert, dass in der Kommunikation zwischen Grieder und Benko börsenrelevante Informationen weitergegeben worden sein könnten. 

Der Diplom-Kaufmann Sturm startete seine Karriere bei McKinsey & Company, bevor er verschiedene leitende Positionen im Investmentbanking übernahm. Danach arbeitete er 18 Jahre für die Fresenius-Gruppe, zuerst als CFO später als CEO. In dieser Zeit prägte er maßgeblich das starke Wachstum des Dax-Unternehmens.

Wechsel nach Abschluss wichtiger Stiftungsaufgaben

Während seiner Zeit bei Fresenius war Sturm zudem Aufsichtsratsvorsitzender von Fresenius Medical Care und Fresenius Kabi. Ferner war er Mitglied des Lufthansa-Aufsichtsrats und leitete dort zuletzt den Prüfungsausschuss. Derzeit ist Sturm Vorstandschef der Heinz Hermann Thiele Familienstiftung. Diese hatte jüngst mitgeteilt, man habe am 6. Dezember Unternehmensanteile aus dem Erbe von Heinz Hermann Thiele übernommen. Die Stiftung kontrolliert damit gemäß dem Willen von Thiele die Beteiligungen und daran geknüpften Stimmrechte von 58,99% an Knorr-Bremse sowie von 50,09% am Bahntechnikkonzern Vossloh.

Kurali, wie Sturm Diplom-Kaufmann, arbeitete mehr als drei Jahrzehnte für den Tabakkonzern Philip Morris International.

Im Laufe seiner Karriere hatte Kurali verschiedene leitende Funktionen im Finanzbereich inne, mit Stationen in Mexiko, New York und Hongkong. Zuletzt war er stellvertretender Finanzvorstand und Head of Finance Transformation von Philip Morris International in Lausanne.  Der Konzern ist der weltweit größte privatwirtschaftliche Hersteller von Tabakprodukten, darunter „Marlboro“, die weltweit meistverkaufte Zigarette.

Mike Ashleys Frasers Group macht sich im Schwäbischen breit

Murray hat einen Bachelor-Abschluss in Immobilienwirtschaft und arbeitete fast zehn Jahre mit der und anschließend für die Frasers Group. Die Gruppe ist der größte Einzelhändler für Sportartikel in Großbritannien und benannt nach ihrer Beteiligung an der Kaufhauskette House of Fraser. Zuletzt hielt die Frasers Group mehr als 15% an Hugo Boss und schloss weitere Zukäufe nicht aus. Würde das umgesetzt, zöge Frasers am bisherigen Großaktionär, der italienischen Familie Marzotto (ebenfalls über 15%), vorbei.

Die Familie Marzotto hält ihre Anteile über die Firmen PFC und Zignago Holding.

Zunächst war Murray den Angaben zufolge als Unternehmensberater und Berater für die Immobilien- und Einzelhandelsabteilung von Frasers tätig, bevor er die Rolle des Group Head of Elevation übernahm und 2022 zum CEO ernannt wurde. Seitdem hat Murray maßgeblich die Transformation der Gruppe sowie ihre Weiterentwicklung im Premium-Segment und im digitalen Bereich vorangetrieben.

Haupteigentümer der Frasers Group ist Mike Ashley, der in Großbritannien als enfant terrible des Einzelhandels bekannt ist. Ein Ziel hat Ashley nun fast erreicht: Den angestrebten Sitz im Aufsichtsrat des Metzinger Textilunternehmens.

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