Luftfahrtindustrie

Ex-Verteidigungsministerin wird Verwaltungsratschefin von Air France-KLM

Frankreichs frühere Verteidigungsministerin Florence Parly soll Anne-Marie Couderc als Chefin des Verwaltungsrates der Fluggesellschaft ablösen.

Ex-Verteidigungsministerin wird Verwaltungsratschefin von Air France-KLM

Parly führt Verwaltungsrat von Air France-KLM

wü Paris

Es ist eine neue Aufgabe und gleichzeitig eine Art Rückkehr. Air France-KLM hat die frühere französische Verteidigungsministerin Florence Parly als künftige Verwaltungsratschefin berufen. Parly soll nach der Hauptversammlung der französisch-niederländischen Fluggesellschaft am 4. Juni die Nachfolge von Anne-Marie Couderc antreten, die im Februar die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht hat. Ihr Mandat war nochmal um ein Jahr verlängert worden, um den Übergang an der Spitze des Kontrollgremiums von Air France-KLM vorzubereiten.

Parly, die am 8. Mai ihren 62. Geburtstag feiert, gehört dem Verwaltungsrat der Airline bereits seit fast anderthalb Jahren an. Sie war bereits für die Nachfolge Coudercs gehandelt worden, als Elisabeth Borne im Mai 2022 neue Premierministerin Frankreichs wurde und Parly im Verteidigungsministerium durch Sébastien Lecornu ersetzte. Da Parlys Ehemann Martin Vial die auch für Air France-KLM zuständige staatliche französische Beteiligungsagentur APE (Agence des Participations de l'État) bis Juni 2022 geleitet hat, wäre ihre Berufung damals jedoch merkwürdig gewesen.

Eingespieltes Tandem

Eine gewisse Übergangszeit sei auch empfehlenswert gewesen, damit Parly und Air France-KLM-Chef Ben Smith sich besser kennenlernen konnten, heißt es in Paris. Zumal Smith und Noch-Verwaltungsraatschefin Couderc ein eingespieltes Tandem seien. Zwischen den beiden habe die Arbeitsteilung sehr gut funktioniert, obwohl sie während etlicher Krisen wie der Covid-Pandemie und dem Ukraine-Krieg oft auf die Probe gestellt worden seien. So sei Couderc dafür zuständig gewesen, mit den Staaten zu verhandeln, vor allem die Covid-Hilfen, Smith dagegen für das operative Geschäft. Der französische Staat hält 28% an Air France-KLM, der niederländische 9%.

Parly könnte versuchen, eine aktivere Rolle zu spielen als Couderc, mutmaßen einige Beobachter nun. Zumal sie Air France bereits aus der Vergangenheit kennt und sich einst Hoffnungen gemacht hatte, selber Generaldirektorin der französischen Fluggesellschaft zu werden. Die Absolventin der Kaderschmiede ENA (École Nationale d'Administration) und frühere Haushaltsstaatssekretärin hatte 2006 zunächst als Investitionsstrategie-Chefin bei Air France begonnen, bevor sie ab 2008 als stellvertretende Generaldirektorin der Airline zunächst für das Frachtgeschäft, dann für das chronisch defizitäre Kurzstreckengeschäft zuständig war.

Undankbare Aufgaben

2014 dann war sie zur staatlichen Bahn SNCF gewechselt. Nur drei Jahre später holte Edouard Philippe sie als Verteidigungsministerin in seine Regierung. Einigen Gewerkschaftsvertretern sei sie nicht gerade in bester Erinnerung geblieben, da sie bei Air France die undankbare Aufgabe gehabt hätte, erst das Fracht-, dann das Kurzstreckengeschäft der Airline restrukturieren zu müssen, berichten französische Medien.

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