Exodus aus der Schweizer Finanzmarktaufsicht
Exodus in der Schweizer Finanzmarktaufsicht
dz Zürich
Urban Angehrn, Direktor der Schweizer Finanzmarktaufsicht, hat seinen Pult noch nicht geräumt, und schon kommt es zum nächsten prominenten Rücktritt. Johanna Preisig, Leiterin des Geschäftsbereichs Strategische Grundlagen, folgt ihrem Chef in unbekannte Richtung. Die 47-jährige Juristin ist Mitglied der neunköpfigen Finma-Geschäftsleitung und seit zehn Jahren für die Behörde tätig.
Gründe für ihren Rücktritt wurden nicht genannt. Angehrn hatte seine überraschende Entscheidung mit den gesundheitlichen Folgen seiner "hohen und dauerhaften Belastung" in der Finma-Führungsfunktion begründet. Der 58-Jährige war erst im November 2021 zu der Behörde gestoßen. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 und den zunehmenden Problemen der Credit Suisse bis zu deren Notübernahme im März 2023 kam er Schweizer Bankenaufseher in der Tat kaum zu Pausen.
Wie es scheint, gibt es nun eine ganze Reihe von Finma-Mitarbeitenden, die den aktuell ruhigeren Geschäftsbetrieb zum Abflug nutzen. Am Donnerstag hat auch der langjährige Mediensprecher Tobias Lux seinen Abgang angekündigt. Er war vor 16 Jahren in die damalige Eidgenössische Bankenkommission eingetreten, erlebte dort die Finanzkrise, die Staatsrettung der UBS sowie 2009 die Umwandlung dieser ehemaligen Bundesanstalt in eine privatrechtlich organsierte Behörde unter staatlicher Oberaufsicht. Bald 15 Jahre nach ihrer Gründung steht die Finma vor einigen grundlegenden Veränderungen, die auch im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Credit-Suisse-Krise stehen. Die Schweizer Regierungsbehörde (Bundesrat), in deren Kompetenz es steht, sowohl die Wahl des Finma-Direktors bzw. der Finma-Direktorin als auch die Wahl des Verwaltungsrates dieser Behörde gutzuheißen, wird sich nun reiflich überlegen müssen, was sie im Licht der CS-Krise von der Finma erwartet und was die Krise für deren Organisation, personelle Führung und instrumentelle Ausstattung bedeutet.
Klar scheint, dass nicht nur Angehrn und dessen Präsidentin Marlene Amstad im großen Gewittersturm ab Herbst 2022 mit Anzeichen von Überforderung konfrontiert wurden. Schweizer Medienberichten zufolge soll es in nächster Zeit zu weiteren Rücktritten von Führungspersonen bei der Finma kommen.