Fabrizio Testa (53) wird im Dezember neuer CEO der Borsa Italiana. Das will der Verwaltungsrat der Borsa offiziell an diesem Mittwoch bekannt geben. Testa folgt auf Raffaele Jerusalmi (60), der seinen Posten nach mehr als elf Jahren an der Spitze deutlich vor Ablauf seines Mandats 2023 aufgibt. Jerusalmi, der beim früheren Eigner London Stock Exchange (LSE) im Verwaltungsrat saß, bei Euronext aber nicht, wollte dem Vernehmen nach seinen guten Ruf nicht aufs Spiel setzen und nicht zum Befehlsempfänger von Euronext-Chef Stéphane Boujnah werden. Die Mehrländerbörse hat die Mailänder Börse im Frühjahr übernommen. Angebote der Deutschen Börse und der Zürcher Six waren dabei gar nicht ernsthaft geprüft worden.

Testa stand bisher an der Spitze der zur Borsa gehörenden Anleihenhandelsplattform MTS, für die er seit 22 Jahren arbeitet. Der Piemontese aus Cuneo hat nach seinem Studium an der Mailänder Universität Bocconi lange in London gelebt und unter anderem als Händler für die Bank of America gearbeitet.

Um die Nachfolge Jerusalmis war intern lange gerungen worden. Während Euronext-CEO Boujnah Barbara Lunghi, verantwortlich für die Equity-Märkte bei der Borsa, favorisiert hatte, sprach sich die Cassa Depositi i Prestiti (CDP), die mit 7,3% an Euronext beteiligt ist, für den Banker Alessandro Decio aus. Decio zog seine Kandidatur jedoch schließlich zurück. Das Vorschlagsrecht für die Ernennung liegt bei der CDP. Euronext kann zwei Vorschläge zurückweisen. Doch dieses Recht habe keine Rolle gespielt, ist zu hören. Die Wahl Testas sei in enger Abstimmung zwischen CDP-CEO Dario Scannapieco, Boujnah und dem italienischen Finanzministerium erfolgt, heißt es in Mailand.

Anders als Jerusalmi, der aufgrund seiner Befugnisse die Mailänder Börse massiv entwickelt, die Internationalisierung vorangetrieben, das Kleinwertesegment AIM geschaffen sowie viele andere Projekte auf den Weg gebracht hat, wird Testa nur eine Art Country Manager bei der Borsa Italiana sein. Der Verwaltungsrat wird von Andrea Sironi geleitet. Mit Giorgio Modica, verantwortlich für Finanzen, steht ihm ein Boujnah-Vertrauter zur Seite.

Boujnah will am 8. und 9. November einen neuen Strategieplan für Euronext vorstellen. Anders als be­fürchtet sind darin aber (vorerst) offenbar keine größeren Einschnitte in Mailand geplant. Das Thema hatte in den letzten Monaten für massive Kritik in Italien gesorgt, zumal die Borsa Italiana deutlich mehr als ein Drittel zum Umsatz und mehr als 50% zum Euronext-Gewinn beiträgt.