PERSONEN

FAZ trennt sich von Herausgeber Holger Steltzner

cd - In der Druckausgabe von Montag, 18. März, stand sein Name noch - wie in jeder Ausgabe seit dem Jahr 2002 - unter dem Zeitungskopf in der Reihe der Herausgeber, am Nachmittag in der Online-Ausgabe FAZ.net fehlte er bereits: Holger Steltzner, 56....

FAZ trennt sich von Herausgeber Holger Steltzner

cd – In der Druckausgabe von Montag, 18. März, stand sein Name noch – wie in jeder Ausgabe seit dem Jahr 2002 – unter dem Zeitungskopf in der Reihe der Herausgeber, am Nachmittag in der Online-Ausgabe FAZ.net fehlte er bereits: Holger Steltzner, 56. Dazwischen lag eine dürre Mitteilung des Verlags, wonach “die Grundlage für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den anderen Herausgebern” nicht mehr gegeben war. Diese nicht näher erläuterte Personalie ist nicht nur für den Medienmarkt, sondern auch am Finanzplatz Frankfurt und dem Wirtschaftsstandort Deutschland eine kleine Bombe, mit der kaum jemand gerechnet hatte. Denn Steltzner war als einer von vier Herausgebern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für den Wirtschafts- und den Sportteil verantwortlich. Und er vertrat in dem Blatt zwar pointiert wirtschaftsliberale Positionen und seit der Euro-Krise auch zunehmend EZB-kritische und EU-skeptische Meinungen, doch als politischer Haudrauf und Polarisierer war er zumindest im Blatt nicht in Erscheinung getreten. Anders als einst Hugo Müller-Vogg, der 2001 ebenfalls wegen eines zerrütteten Vertrauensverhältnisses zu den anderen Herausgebern das Haus verlassen musste.Die FAZ wird nicht wie die meisten anderen deutschen Zeitungen von einem Chefredakteur geleitet, sondern von einem journalistischen Herausgebergremium. Die Herausgeber bestimmen die Linie des Blattes, sind aber auch Gesellschafter der GmbH. Nach der Trennung von Steltzner sind dies jetzt noch Berthold Kohler (Politik), Jürgen Kaube (Feuilleton) und Werner D’Inka (Rhein-Main-Zeitung). Über Steltzners Nachfolge wolle man zu gegebener Zeit informieren, hieß es.Steltzner hat nach einer Banklehre Betriebswirtschaftslehre und Jura in Frankfurt studiert und zunächst in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet, danach im Investment Banking einer schweizerischen Großbank. 1993 trat er als Finanzjournalist in die FAZ-Redaktion ein, 1999 übernahm er die Leitung des Finanzmarktteils in der Wirtschaftsredaktion. Im Jahr 2002 folgte er dem langjährigen, für Wirtschaft zuständigen Herausgeber Jürgen Jeske nach. 2016 wurde Steltzner mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Die Jury würdigte seine ordnungspolitisch immer sehr konsequente Haltung – “für die politische Realität vielleicht manchmal zu konsequent”, wie der damalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in seiner Festrede anmerkte. Vielleicht auch für die FAZ-Mitherausgeber zu konsequent?