Was einen CFO und Troubadix verbindet
Was einen CFO und Troubadix verbindet
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
Die Gemengelage ist denkbar ungünstig. Am Heimatmarkt sorgen hohe Kosten und Streiks für eine Belastung des Geschäfts, im internationalen Verkehr verhagelt der zunehmende Wettbewerb die Erfolgsrechnung. In Folge steckt das Kerngeschäft der Lufthansa, die Lufthansa Airlines, nach dem ersten Halbjahr 2024, tief in den roten Zahlen. Jörg Beißel, der CFO der Airlines, verbreitet an diesem lauen Spätsommerabend am Frankfurter Flughafen dennoch gute Laune. Was soll er sich auch aufregen; wer so lange dabei ist wie er – 22 Jahre –, der weiß, dass es ein ständiges Auf und Ab ist in diesem stark zyklischen Geschäft.
Allerdings, das gibt Beißel zu, ist es nur mit dem nächsten Sparprogramm nicht getan, „wir brauchen eine strukturelle Antwort“. Aber auch dann mache man bei der Lufthansa „typischerweise ein Programm“, fügt der promovierte Wirtschaftswissenschaftler mit einem Augenzwinkern hinzu. Ein Turnaround-Programm, mit den Hebeln höhere Qualität, größere Effizienz und einer reduzierten Komplexität, wie der Lufthansa-Airlines-CEO Jens Ritter ergänzt.
Mit Lufthansa-Programmen kennt sich Beißel aus. Zwischen 2012 und 2015 hatte der 1970 in München geborene Manager das Konzernprogramm „Score“, mit dem Ziel der nachhaltigen Steigerung der Profitabilität, verantwortet. Unter seiner Federführung stand auch das Strategie-Programm „7:1“ der Lufthansa im Jahr 2015. Was genau die von Ritter umrissenen Maßnahmen in Cent und Euro bringen sollen, darauf gibt es allerdings vom Finanzfachmann keine Antwort – seine Mimik lässt aber darauf schließen, dass er das ganz genau weiß. Nur so viel: „Wie im Konzern ist unser Ziel eine Rendite von 8%, damit wir unsere Investitionen finanzieren können“. Das Ziel werde im laufenden Jahr sicher nicht erreicht, 2024 ziele man auf eine schwarze Null beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit).
Andere müssen helfen
Mit Ergebniszahlen kennt sich Beißel auch aus. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt und einer anschließenden Promotion war er 2002 bei der Lufthansa im Konzern-Controlling eingestiegen. 2006 wechselte er in das Büro des Finanzvorstandes – im Sommer 2006 hatte es an der Spitze des Ressorts den Wechsel von Karl Ludwig Kley zu Stephan Gemkow gegeben. Beißel leitete dessen Büro, bis Gemkow 2012 zu Haniel wechselte. Nach einer Station in der Geschäftsführung der Tochter Eurowings führte der Vater von zwei Kindern von 2018 bis 2022 das Konzern-Controlling der Lufthansa Group, seit 2022 verantwortet er den Finanzbereich aller Lufthansa Airlines als CFO.
Die Lufthansa-Airlines-Manager Beißel und Ritter weisen allerdings darauf hin, dass es die Mithilfe anderer braucht, damit das Fluggeschäft der Lufthansa zurück in die Erfolgsspur findet. Zum einen sind da die Mitarbeitenden und ihre Gewerkschaften, auf die angesichts von geplanten Produktivitätsverbesserungen einiges zukommen dürfte. Und da sind Systempartner wie die Flughäfen, die es nach Ansicht der Airliner zuweilen mit ihren Gebührenerhöhungen übertreiben. Das treibe Luftverkehr aus Deutschland raus und schade dem Standort.
Dass CEO Ritter seinem Finanzchef an diesem Abend vor Journalisten den Vortritt lässt, hat indes nicht nur mit dessen Expertise in Sachen Zahlen und Programme zu tun. Bei früheren Terminen durfte der CFO vielmehr nicht viel sagen, weil sie allesamt in der „quiet period“ lagen. „Und das ist dann der Moment, wo der CFO mit verbundenem Mund am Baum hängt, wie der Barde Troubadix bei Asterix und Obelix.“