Fed-Vorstand könnte bald wieder komplett sein
Versprochen hatte US-Präsident Joe Biden nach seinem Wahlsieg, dass die personelle Zusammensetzung öffentlicher Institutionen die ethnische Vielfalt der Vereinigten Staaten widerspiegeln würde. Ein großer Schritt in diese Richtung könnte kommende Woche der Senat tun, indem er mit der Bestätigung der Nationalökonomen Philip Jefferson, Lisa Cook und Adriana Kugler das Notenbankdirektorium wieder vervollständigt.
Die beiden Afroamerikaner Jefferson und Cook sitzen seit Mai vergangenen Jahres im Board der Fed. Jefferson soll als künftiger Stellvertreter des obersten Währungshüters Jerome Powell die Nachfolge von Lael Brainard antreten, die seit Februar Direktorin des National Economic Council (NEC) ist. Cook trat zeitgleich mit Jefferson an, übernahm damit aber einen offenen Sitz, der bis Januar 2024 befristet ist. Der Senat soll sie nun für eine vollständige, 14-jährige Amtsperiode bestätigen.
Der gebürtige Washingtoner Jefferson promovierte an der University of Virginia und arbeitete später als Ökonom bei der Notenbank in Washington. Später unterrichtete der Volkswirt, der sich auf wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Einkommensungleichheit spezialisiert hat, an verschiedenen Universitäten Makroökonomie. Vor seinem Wechsel zur Federal Reserve war er als leitender Professor am Davidson College in North Carolina tätig.
Seitdem er im Vorstand sitzt, hat Jefferson eine enge Arbeitsbeziehung zum Fed-Vorsitzenden Powell entwickelt und ist bei Zinsbeschlüssen ausnahmslos dessen Vorgabe gefolgt. So hat der Ökonom seit seinem Amtsantritt jeder Zinserhöhung zugestimmt. Auch meint er, dass die Fed einen leichten Anstieg der Arbeitslosenquote in Kauf nehmen müsse, um die Teuerungsrate auf das Inflationsziel von 2% zu drücken. Vor Beginn der jüngsten „Blackout“-Periode, in der Notenbankgouverneure vor einer Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) schweigen müssen, hatte er eine Zinspause signalisiert, betonte aber, dass damit der laufende Straffungszyklus nicht beendet sein würde. Er schlug damit denselben Ton an wie Powell, der dies nach der jüngsten Sitzung bestätigt hatte.
Cook, die erste schwarze Frau im Direktorium der Notenbank, saß vorher im Vorstand des Fed-Ablegers in Chicago und arbeitete auch als Wirtschaftsprofessorin an der Michigan State University. Die Ökonomin ist Expertin auf dem Gebiet der internationalen Wirtschaftsbeziehungen und hat sich insbesondere mit der russischen Wirtschaft befasst. Ihre Dissertation an der University of California befasste sich mit dem russischen Bankensystem nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Wie auch Jefferson votierte sie seit Mai letztes Jahres für sämtliche Zinserhöhungen.
Kugler, seit Mai 2022 für die USA im Direktorium der Weltbank, wäre das erste Fed-Vorstandsmitglied lateinamerikanischer Abstammung. Um den Job bei der Entwicklungshilfeorganisation anzutreten, wurde die Ökonomin kolumbianischer Abstammung von der Georgetown-Universität, wo sie eine Professur hat, beurlaubt. Kugler ist auf Arbeitsmarktpolitik spezialisiert. Sie war von 2011 bis 2013 Chefökonomin im US-Arbeitsministerium.