Unternehmerfamilie

Feines Gleichgewicht im Agnelli-Elkann-Clan

Selbst der Chip-Engpass, der die Produktion des französisch-italienischen Autokonzerns Stellantis bremst, kann den Höhenflug der Aktie nicht stoppen. Sehr zur Freude der Familie Agnelli-Elkann. Sie ist mit 53% an Exor, mit 14,66% größter...

Feines Gleichgewicht im Agnelli-Elkann-Clan

Von Gerhard Bläske, Mailand

Selbst der Chip-Engpass, der die Produktion des französisch-italienischen Autokonzerns Stellantis bremst, kann den Höhenflug der Aktie nicht stoppen. Sehr zur Freude der Familie Agnelli-Elkann. Sie ist mit 53% an Exor, mit 14,66% größter Stellantis-Aktionär, beteiligt. Auch die Exor-Notierung steigt. Innerhalb von fünf Jahren vervierfachte sich der Exor-Börsenwert von 3,6 auf 16,5 Mrd. Euro.

Der Clan der Familien Agnelli-Elkann besteht aus hundert Mitgliedern mit drei Hauptzweigen: Den bedeutendsten davon leitet der 45-jährige John Elkann, Enkel des legendären Gianni Agnelli („L’Avvocato“), der den Sohn seiner Tochter Margherita und des französischen Schriftstellers Alain Elkann zu seinem Nachfolger bestimmte. Der langjährige Fiat-Chef Sergio Marchionne nahm den in New York geborenen jungen Mann an die Hand. Unter dem 2018 verstorbenen Marchionne hat Exor Ferrari und den Landmaschinen- und Nutzfahrzeugkonzern CNH Industrial (Case, New Holland, Iveco, Magirus) an die Börse gebracht und damit den Wert der Holding gesteigert. Allein Ferrari, an der Exor mit 22,9% beteiligt ist, ist mit 33,5 Mrd. Euro mehr als dreimal so viel wert wie beim Börsengang 2015. CNH (Exor-Anteil: 26,9%) wird mit 17 Mrd. Euro bewertet.

Elkann hat sich längst emanzipiert. Mit der Fusion von Fiat Chrysler (FCA) und der Opel-Mutter PSA Peugeot Citroën hat er sein Meisterstück abgeliefert. FCA, die nur dank des starken Nordamerikageschäfts Gewinne einfuhr, konnte einen Zusammenschluss (fast) von gleich zu gleich und gleichzeitig üppige Sonderdividenden für die Aktionäre, vor allem die Familie Agnelli-Elkann, aushandeln. Der Vater von zwei Kindern ist Chairman von Stellantis, aber auch von Exor und Ferrari, wo er vorübergehend auch CEO ist.

Die zentralen Vertreter der beiden anderen Familienzweige sind die Cousins Andrea Agnelli, Jahrgang 1975, und Alessandro Nasi, Jahrgang 1974. Andrea studierte in Oxford und an der Mailänder Bocconi-Universität, sitzt im Stellantis-Verwaltungsrat und ist seit 2010 Präsident des Fußballclubs Juventus Turin, an dem Exor mit 63,7% beteiligt ist. Mit Aufmerksamkeit wurde in Italien vermerkt, dass Elkann seinem Cousin den Rücken stärkte, als der wegen der Pläne für eine europäische Superliga massiv in die Kritik geriet. Das dürfte ein Signal sein, dass er an dem fein austarierten Gleichgewicht innerhalb der Familie festhalten will.

Alessandro Nasi wurde schon als potenzieller Nachfolger bei Juve gehandelt. Der in New York aufgewachsene Manager steht an der Spitze des dritten Familienzweiges. Nach diversen Stationen etwa bei Merrill Lynch und J.P. Morgan ist der mit dem Model Alena Seredova verheiratete Manager Vizepräsident von Exor, Präsident von Iveco und sitzt im Board von CNH Industrial. Und er ist Präsident der Stellantis-Robotik-Tochter Comau.

Exor expandiert, kontrolliert die Pressegruppe Gedi und hat den Rückversicherer Partner Re erworben. Nachdem die Regierung den Verkauf der CNH-Nutzfahrzeugtochter Iveco samt Busgeschäft an ein chinesisches Unternehmen untersagt hat, sind die Pläne für einen Spin-off mit separater Börsennotierung wieder aufgenommen worden. Mit dem Erwerb von Beteiligungen am chinesischen Luxuslabel Shang Xia und dem französischen Luxusschuh-Produzenten Christian Louboutin ist Exor ins Luxussegment eingestiegen.

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