Übernahme

Festmahl für Wolt-Gründer Kuusi

Mit dem Verkauf an den US-Essensdienst Doordash haben sich die Pläne von Wolt-Mitgründer Miki Kuusi für einen eigenen Börsengang erledigt. Stattdessen übernimmt er nun die Verantwortung für das internationale Geschäft des neuen Mutterkonzerns.

Festmahl für Wolt-Gründer Kuusi

Von Helmut Kipp, Frankfurt

In sieben Jahren auf sieben Milliarden – solch eine Wertentwicklung hat sich Wolt-Chef Miki Kuusi bei der Gründung des Essenslieferdienstes vermutlich nicht in kühnsten Träumen ausgemalt. Nun wechselt die finnische Firma für diesen sagenhaft anmutenden Euro-Betrag den Eigentümer. Neuer Herr im Hause das amerikanische Branchenschwergewichts Doordash. Der US-Bringdienst, selbst erst 2013 gegründet, sucht seit Monaten nach einer guten Gelegenheit für den Sprung über den großen Teich. Nun scheint das seit knapp einem Jahr börsennotierte Unternehmen mit Wolt den passenden Partner gefunden zu haben.

Kuusis Pläne für einen eigenen Börsengang haben sich damit allerdings erledigt. Früheren Angaben zufolge war das IPO für die erste Hälfte 2022 geplant. Stattdessen mutiert der Mitgründer jetzt zum angestellten Manager. Im erweiterten Doordash-Konzern übernimmt der 32-Jährige die Verantwortung für das internationale Geschäft, das praktisch gleichbedeutend mit den bisherigen Wolt-Ländern ist, und muss künftig an CEO und Co-Gründer Tony Xu berichten. Kuusi kommt damit eine Schlüsselrolle bei Doordash zu. Und damit er und andere Wolt-Beschäftigte an Bord bleiben, legt Doordash eigens einen Bleibeprämien-Pool von einer halben Milliarde Euro auf. Die Erwartungen an Kuusi sind bereits klar abgesteckt: Er soll die Präsenz vergrößern, die Produktentwicklung beschleunigen und die Effizienz der Investitionen verbessern. 

Dass Kuusi flottes Wachstum generieren und managen kann, hat er bei Wolt bewiesen. Im dritten Quartal war das Bruttowarenvolumen, hochgerechnet aufs Jahr, mit 2,5 Mrd. Dollar um 130% höher als im Vorjahreszeitraum. Kuusi lebt in Helsinki. Er studierte an der Business-Hochschule Aalto, arbeitete als Analyst für den Spieleentwickler Supercell, leitete als CEO die internationale Tech-Konferenz Slush und brachte 2014 Wolt auf den Weg. Im Folgejahr startete der Essensdienst in Helsinki mit zehn Restaurants. Kuusi setzt grundsätzlich auf eigene Auslieferung, um die Kontrolle über den Kundenkontakt zu behalten. Ein Konzept, das viel Geld kostet, aber zunehmend auch bei Wettbewerbern Fuß fasst.

Derzeit ist Wolt in 23 Ländern und mehr als 200 Städten unterwegs und liefert Mahlzeiten von 50 000 Restaurants aus. In Deutschland flitzten die in bau gekleideten Fahrer mit ihren blauen Taschen zuerst in Berlin durch die Straßen. Frankfurt und weitere Städte kamen hinzu, zuletzt Köln und Hamburg. Neuerdings bringt Wolt hierzulande auch Lebensmittel aus dem lokalen Einzelhandel zu Kunden. In anderen Ländern transportieren die Fahrer schon länger nicht nur Mahlzeiten, sondern auch Kosmetik oder Lebensmittel.

Die Wolt-Investoren machen mit dem Verkauf ein hervorragendes Geschäft. Sie haben in mehreren Finanzierungsrunden 707 Mill. Euro ins Unternehmen gesteckt. Nun kriegen sie das Zehnfache in Form von Doordash-Aktien zurück. Die letzte Finanzierungsrunde datiert vom Januar. Sie wurde von Iconiq Growth angeführt, einem auf schnell wachsende Technologiefirmen fokussierten Investor, und belief sich auf 530 Mill. Dollar. Zu den Unterstützern von Wolt zählt der deutsch-polnische Tech-Unternehmer Lukasz Gadowski, einer der Gründer von Delivery Hero. Ein anderer prominenter Geldgeber ist der frühere Nokia-Chef Risto Siilasmaa.