Rückversicherer

Feuertaufe für Scor-Chef Léger

Der neue Scor-Chef Léger hat auf der Hauptversammlung den Aktionären die groben Linien des Strategieplans präsentiert, den er im September vorstellen will. Der Rückversicherer will jetzt die Net-Zero Insurance Alliance verlassen.

Feuertaufe für Scor-Chef Léger

Welche Ziele der neue Scor-Chef Léger verfolgt

wü Paris

Es war für ihn eine Art Feuertaufe. Thierry Léger, der neue Generaldirektor von Scor, ist nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt zu Beginn des Monats vor die Aktionäre des französischen Rückversicherers getreten, um ihnen auf der Hauptversammlung die groben Linien der von ihm geplanten Strategie zu erläutern.

„Wir sind in eine sehr günstige Phase des Zyklus eingetreten“, erklärte der 1966 geborene Manager, der zuvor fast drei Jahre lang als Chief Underwriting Officer für Swiss Re tätig war. „Wir befinden uns in einem günstigerem Umfeld als wir es innerhalb von 20 Jahren gekannt haben, und wir gehen davon aus, dass es für die Dauer des neuen Strategieplans 2024 bis 2026 anhalten wird.“ Léger will den Plan auf einer Investorenkonferenz am 7. September offiziell vorstellen.

Eine der ersten Maßnahmen, die der begeisterte Kite-Surfer und Segler jetzt ergriffen hat, ist der Austritt von Scor aus der Net-Zero Insurance Alliance. „Das ändert nichts an unseren Verpflichtungen und an unserem Fahrplan“, sagte Léger. Scor ist der fünfte Rückversicherer, der nach Munich Re, Zurich Re, Hannover Re und Swiss Re diese Allianz verlässt – und der erste französische Versicherer.

Trotz der Entscheidung hält Léger die in der Vergangenheit ergriffenen Maßnahmen gegen den Klimawandel für wichtig. Der Absolvent der ETH Zürich, der zu Beginn des neuen Jahrtausends drei Jahre lang als Frankreich-Chef von Swiss Re in Paris verbracht hat, kündigte auf der Hauptversammlung an, sie verstärken zu wollen. So will Scor etwa sein 2022 gegebenes Versprechen, neue Ölprojekte auszuschließen, auf neue Gasprojekte ausdehnen. Der Rückversicherer will zudem keine neue Versicherungs- und Rückversicherungsabdeckung für Ölsand-Projekte mehr gewähren. Eine relative Untergewichtung bei Naturkatastrophen will Léger beibehalten, besonders in Bereichen, die dem Klimawandel unterworfen sind. Im Schadengeschäft übersteigt die Nachfrage nach Angaben des langjährigen Swiss Re-Managers das Angebot, während die Tarife steigen. Auch im Bereich Lebensversicherungen rechnet er mit einem Anstieg der Nachfrage, was mit dem Anstieg der Zinsen, dem Bedürfnis zu sparen und der Alterung der Bevölkerung zusammenhängt.

Léger muss nun dafür sorgen, dass sich Scor weiter erholt, nachdem der Rückversicherer im ersten Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben hat. Dabei will er das Aktiv-Passiv-Management verfeinern und auf eine Datenverwaltungsplattform setzen, die als Unterstützung der Verwaltung des Risikoportfolios dienen soll.

Intern sind die Erwartungen an Léger groß, denn er ist nun schon der dritte designierte Generaldirektor innerhalb von zwei Jahren. Er dürfte sich nicht von Verwaltungsratschef Denis Kessler auf die Füße treten lassen, urteilt die Wirtschaftszeitung „Les Echos“. Der langjährige Scor-Chef ist eine Schlüsselfigur. Er werde ihm während seines letzten Amtsjahres an der Spitze des Verwaltungsrates so gut wie möglich helfen, versprach Kessler den Aktionären.