Fiat-Chrysler-Neuordnung kommt voran
bl – Die personelle Neuordnung bei Fiat Chrysler (FCA) nach dem Tod des langjährigen CEO Sergio Marchionne schreitet voran – langsam, aber stetig. Der bisherige Chef des Fiat-Komponentenfertigers Magneti Marelli, Pietro Gorlier, wird künftig wohl verantwortlich für Europa, den Mittleren Osten und Afrika sein. Er folgt auf das Urgestein Alfredo Altavilla, der FCA Ende August verlassen hatte, nachdem nicht er, sondern Jeep-Lenker Mike Manley Unternehmenschef wurde.Das neue Führungsteam hat offenbar die Pläne für eine völlig neue Führungsstruktur verworfen. Vermutlich wird jedoch das mit 19 Personen überdimensionierte Führungsgremium in der Gruppe verkleinert.Eine offizielle Bestätigung für die Ernennung Gorliers liegt nicht vor. Ein FCA-Sprecher teilte auf Anfrage mit, es seien Gerüchte. Doch es gilt als sicher, dass der 55-jährige Turiner den Posten erhält. Gorlier war ein Marchionne-Vertrauter und kennt den Konzern in- und auswendig. Er begann 1989 bei Iveco, dem Lkw-Bauer des damaligen Fiat-Konzerns, und stieß 2006 zur Mutter. Nach der Übernahme von Chrysler 2009 ging er für einige Zeit nach Detroit. 2015 wurde er Magneti-Marelli-Chef und bereitete die angestrebte Abspaltung vor. Derzeit wird offenbar noch immer mit Carlyle bzw. dem von Carlyle erworbenen Zulieferer Calsonic Kansei verhandelt, der sein Angebot auf 5,8 Mrd. Euro aufgestockt haben soll. FCA will dem Vernehmen nach 6 Mrd. Euro.Gorliers Nachfolger bei Magneti Marelli soll vermutlich Ermanno Ferrari werden, der seit vielen Jahren in führender Position bei dem Komponentenfertiger arbeitet.Gorliers Ernennung hätte für FCA auch sonst Charme. Denn der Manager ist Italiener. Dass mit Manley, dem neuen Ferrari-Chef Louis Camilleri sowie mit Hubertus Mühlhäuser (CNH Industrial) alle Führungspositionen der früheren Fiat-Galaxy mit Nicht-Italienern besetzt sind, hat im Bel Paese für Unmut gesorgt.Gorliers Aufgabe wird nicht einfach. Die Verkaufszahlen in Europa stagnierten zuletzt bei 432 000 Einheiten, die Marge ist mit 3,3 % deutlich geringer als etwa in der Nafta-Zone (8 %) und der Absatz der Marke Fiat bricht nach dem Produktionsende für den Punto sowie wegen der sinkenden Verkäufe beim Panda deutlich ein. Gorlier muss es in Europa gelingen, den Absatz von Jeep weiter zu steigern und Alfa Romeo und Maserati zu Premiummarken mit annehmbaren Verkaufszahlen zu machen sowie Fiat zu stabilisieren.FCA lebt derzeit vor allem vom guten nordamerikanischen Markt sowie von der Marke Jeep. Marchionne hatte Anfang Juni eine gewaltige Modelloffensive angekündigt, in deren Rahmen bis 2022 rund 45 Mrd. Euro in neue Modelle und alternative Antriebe investiert werden und die Verkaufszahlen deutlich wachsen sollen. Manleys Start war nicht gerade ermutigend: Ende Juli musste er eine Gewinnwarnung herausgeben. Der Umsatz wird 2018 statt der ursprünglich angepeilten 125 nur 115 bis 118 Mrd. Euro erreichen, das Betriebsergebnis (Ebit) statt 8,7 nur 7,5 bis 8 Mrd. Euro.