Nutzfahrzeugbranche

Finanzchefin Koljonen wechselt von SAF-Holland zu MAN

Die Finnin Inka Koljonen fängt schon am 1. Februar bei dem Münchner Lkw- und Bushersteller an. Frauen sind im Spitzenmanagement der Nutzfahrzeugindustrie nach wie vor eine Ausnahme.

Finanzchefin Koljonen wechselt von SAF-Holland zu MAN

Von Joachim Herr, München

SAF-Holland muss sich nach einem Finanzvorstand umsehen. Inka Koljonen (48), die erst seit September 2020 für den Nutzfahrzeugzulieferer in Bessenbach bei Aschaffenburg tätig ist, verlässt das Unternehmen kurzfristig. Schon am 1. Februar übernimmt die Finnin das Ressort Finanzen, Informationstechnik (IT) und Recht der MAN Truck & Bus SE in München. Dort ist sie Nachfolgerin von Christian Schenk, der innerhalb des Volkswagen-Konzerns zu Škoda wechselte und dort seit Oktober Vorstand für Finanzen und IT ist.

Die Vorstandsvorsitzenden von MAN und des Mutterkonzerns Traton setzen große Hoffnungen auf Koljonen. Mit ihrer großen Erfahrung in der Industrie und ihrem internationalen Profil sei sie eine echte Verstärkung, sagt Traton-Chef Christian Levin, der auch Aufsichtsratsvorsitzender von MAN ist. Nach Meinung von MAN-Chef Alexander Vlaskamp spiele das Finanzressort für die Transformation des Unternehmens eine zentrale Rolle: MAN müsse die „Profitabilität weiter deutlich verbessern, um zwingend notwendige Investitionen in unsere Zukunft stemmen zu können“.

Traton hat schon ein weibliches Vorstandsmitglied: Seit Oktober des vergangenen Jahres ist Annette Danielski, Jahrgang 1965, für Finanzen und Unternehmensentwicklung zuständig. Sie war fast 30 Jahre im Daimler-Konzern, wechselte 2017 zu Audi und 2018 zu Traton. Sowohl im Vorstand von Traton als auch von MAN gab es im vergangenen Jahr mehrere Wechsel, auch einen an der Spitze beider Unternehmen. Das Topmanagement ist nun stärker schwedisch geprägt – Levin etwa ist gleichzeitig CEO von Scania.

Frauen sind in der Nutzfahrzeugindustrie noch mehr als in vielen anderen Branchen nach wie vor die Ausnahme. Im Vorstand des Konkurrenten Daimler Truck ist immerhin auch eine Frau: Karin Rådström (42). Die Schwedin und ehemalige Scania-Managerin ist für Europa und Lateinamerika und die Marke Mercedes-Benz Lkw verantwortlich.

Die Reaktionen von SAF-Holland deuten nicht darauf hin, dass es ein Zerwürfnis mit Koljonen gegeben hätte. Der Vorstandsvorsitzende Alexander Geis, der das Finanzressort interimistisch übernimmt, sagt, er respektiere die Entscheidung von Koljonen, bedauere diese aber sehr. „Inka hat maßgeblich zur neuen Ausrichtung des Finanzressorts beigetragen.“ Auch der Aufsichtsrat bringt sein Bedauern zum Ausdruck.

International versiert

Koljonen ist eine von mehreren Kulturen geprägte Europäerin, ihr Vater ist Finne, ihre Mutter Kroatin. Geboren wurde sie in Prag, aufgewachsen ist sie in Finnland und Russland. Nach dem BWL-Studium in München begann sie 1998 als Trainee im Daimler-Luftfahrtunternehmen Dasa. Danach wechselte sie zum Triebwerkhersteller MTU, startete dort im Controlling und leitete von 2005 bis 2011 die Abteilung Investor Relations. Anschließend war sie für Siemens zunächst in Bayern und von 2012 bis 2015 als Finanzchefin von Siemens Russia in Moskau tätig. Eine Geschäftseinheit des Schweizer Spezialchemiekonzerns Clariant in München war ihre nächste Station, ehe SAF-Holland folgte.

Im CFO-Interview der Börsen-Zeitung im Juli 2021 machte Koljonen ihre klaren Vorstellungen von Strategien deutlich – ob es um eine solide Bilanzstruktur geht oder um Bedingungen für eine Akquisition. Auch frühere Fehler des Managements sprach sie an.

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