Modehandel

Finanzchefin von Zalando will aufhören

Sandra Dembeck will als CFO bei Europas größtem Online-Modehändler im nächsten Jahr aufhören. Die Finanzmanagerin hat seit März 2022 dabei geholfen, den Dax-Konzern noch stärker auf Profitabilität zu trimmen.

Finanzchefin von Zalando will aufhören

Finanzchefin von Zalando will aufhören

kro Frankfurt

Der Berliner Online-Modehändler Zalando muss sich auf die Suche nach einer neuen Besetzung für das Finanzressort im Vorstand begeben. Die bisherige CFO Sandra Dembeck, die im März 2022 zum Unternehmen gestoßen war, will ihren Vertrag, der noch bis Ende Februar nächsten Jahres läuft, dann nicht mehr verlängern, wie der Dax-Konzern mitteilte. Stattdessen wolle sie eine neue berufliche Herausforderung annehmen, hieß es weiter. An einer Nachfolgelösung werde bereits gearbeitet.

Die Zeit, in der Dembeck bei Zalando anfing, war für den Online-Modehandel denkbar schwierig. Nach vielen Jahren mit hohen Wachstumsraten musste der Konzern lernen, was es bedeutet, wenn die Umsätze plötzlich nicht mehr im locker zweistelligen Bereich zulegen, sondern wenn sich ein „perfekter Sturm“ aus Inflation, Konsumflaute, vollen Warenlagern, zunehmenden geopolitischen Spannungen und aufstrebender Billigkonkurrenz aus Fernost über der Branche zusammenbraut. Resultat bei Zalando: Umsatzstagnation und 60-prozentiger Einbruch beim bereinigten Ergebnis im Jahr 2022. Es sei „tatsächlich eine ganz neue Situation für Zalando“ gewesen, so Dembeck in einem Interview vor einem Jahr.

Lob von Analysten

Heute sieht die Situation zumindest in bestimmten Bereichen schon ein kleines bisschen anders aus. Zalando sitzt nicht mehr auf so hohen Lagerbeständen, die Kosten für Logistik gehen zurück, Stellen wurden abgebaut, es wurde ein Mindestbestellwert eingeführt sowie in neue, KI-basierte Verkaufstechnologien investiert, und ein neuer Fokus unter anderem auf Sportbekleidung kommt nach Angaben des Unternehmens derzeit bei den Kunden an. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres kam Zalando dadurch immerhin auf ein leichtes Umsatzplus von 3,4% und steigerte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um fast ein Fünftel auf 172 Mill. Euro. Im Gesamtjahr rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem Wachstum beim Bruttowarenvolumen und beim Umsatz von jeweils 0 bis 5%.

„Der Online-Händler ist auf den Wachstumspfad zurückgekehrt“, urteilte Hauck-Aufhäuser-Analyst Christian Salis am Dienstag. Aus Sicht seines Kollegen Adam Cochrane von der Deutschen Bank hat Zalando dies auch Dembeck zu verdanken: Unter ihr habe sich der Konzern mit Blick auf die Erfüllung von Jahreszielen verbessert, so der Analyst. Auf Bloomberg trauen Analysten der Aktie derzeit auf Sicht von zwölf Monaten ein durchschnittliches Kursplus von über 50% zu.

Auch Zalando-Aufsichtsratschef Kelly Bennett brachte seine Anerkennung zum Ausdruck: Dembeck hatte „eine entscheidende Führungsrolle bei der erfolgreichen Anpassung von Zalando an ein schwieriges makroökonomisches Umfeld, bei der Verbesserung der Margen, der Erhöhung der Liquidität und der Rückkehr zu Wachstum“, so der Chefkontrolleur. Für ihre Mitwirkung am Geschehen bei Europas größtem Online-Modehändler konnte Dembeck auf Erfahrungen aus früheren Tätigkeiten als Finanzmanagerin beim Catering-Unternehmen Compass Group, beim Baumarktkonzern Kingfisher und bei der Modekette C&A zurückgreifen.


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