US-Flugzeugbauer

Finanzvorstand Smith verlässt Boeing nach drei Jahrzehnten

Boeing verliert seinen langjährigen Finanzchef. Greg Smith werde seinen Posten am 9. Juli abgeben, teilte der kriselnde US-Flugzeugbauer am Dienstag unmittelbar vor der Hauptversammlung mit. Der 54-jährige Smith, der seit gut drei Jahrzehnten für...

Finanzvorstand Smith verlässt Boeing nach drei Jahrzehnten

Reuters/scd

Boeing verliert seinen langjährigen Finanzchef. Greg Smith werde seinen Posten am 9. Juli abgeben, teilte der kriselnde US-Flugzeugbauer am Dienstag unmittelbar vor der Hauptversammlung mit. Der 54-jährige Smith, der seit gut drei Jahrzehnten für den Konzern arbeitet und 2011 zum Finanzvorstand aufgestiegen war, hatte die Sanierung des Konzerns begleitet und dabei unter anderem die größte Anleiheemission der Firmengeschichte gestemmt. Erst vor einem Jahr war sein mit Finanzen, Strategie, Entwicklung und Produktion bereits sehr üppiger Aufgabenbereich kräftig erweitert worden. So kamen ab Mai 2020 auch die Zuständigkeiten für Lieferkette und Revision hinzu.

Bei vielen Branchenbeobachtern galt Smith schon lange zuvor als möglicher Nachfolger von Vorstandschef Dave Calhoun. Rückblickend sahen aber einige seine Aktienrückkäufe kritisch, die Boeing in der Coronakrise eine zu dünne Kapitaldecke bescherten. Smith wolle in geschäftlichen und wohltätigen Funktionen aktiv bleiben, erklärte Boeing. Der Abgang ließ die Aktie des schärfsten Airbus-Rivalen am Dienstagvormittag um knapp 4% abbröckeln.

Calhoun darf länger bleiben

Der Boeing-Verwaltungsrat machte gleichzeitig den Weg dafür frei, dass der 64-jährige Vorstandsvorsitzende Calhoun auch über sein 65. Lebensjahr hinaus an der Spitze von Boeing stehen kann. Die übliche Altersgrenze sei für ihn um fünf Jahre auf 70 Jahre angehoben worden, so dass er theoretisch bis 2028 im Amt bleiben könnte. Der frühere Blackstone-Manager Calhoun war im Herbst 2019 zunächst lediglich als Verwaltungsratschef zu Boeing gekommen. Nach dem Rücktritt von Vorstandschef Dennis Muilenburg im Dezember übernahm zu Anfang Smith auch dessen Aufgaben interimistisch, ehe Calhoun kurz darauf den Posten übernahm – in der tiefsten Krise des Flugzeugbauers nach den beiden Abstürzen des Erfolgsmodells Boeing 737 Max.

Calhoun reagierte mit einem rigiden Sparkurs auf die Krise in der Luftfahrt. „Wir stellen uns auf die neue Realität ein, indem wir unsere Liquidität genau managen und unser Unternehmen so umgestalten, dass es schlagkräftiger, widerstandsfähiger und langfristig nachhaltiger wird“, erklärte CEO Dave Calhoun bei einer weiteren Ausweitung des Personalabbaus im Herbst. Durch Pensionierungen, Fluktuation und Entlassungen verlassen insgesamt 30000 Personen den Flugzeugbauer. Das Unternehmen hatte zu Beginn des Jahres 160000 Mitarbeiter und wollte ursprünglich „nur“ jede zehnte Stelle streichen.

Gebracht hat der Sparkurs bislang wenig. Im vergangenen Jahr lief ein Rekordverlust von fast 12 Mrd. Dollar auf. Zudem verschiebt sich der Auslieferungsstart der Boeing 777X immer weiter nach hinten. Angepeilt wird nun Ende 2023. Ursprünglich war mal ein Auslieferungsstart Ende 2020 avisiert gewesen. Als Grund nennt Boeing verschärfte Anforderungen der Zulassungsbehörden.