Fliehkräfte zerren am Siemens-Vorstand
mic – Die Fliehkräfte, die angesichts des Konzernumbaus an Siemens zerren, zeigen erste personelle Wirkung. Der Vertrag von Personalvorstand Janina Kugel (49) werde nicht verlängert, sickerte in München vor der Siemens-Aufsichtsratssitzung am Mittwoch durch. Dagegen soll Cedrik Neike (46), der im Vorstand für die Kernsparte “Intelligente Infrastruktur” zuständig ist, einen neuen Vertrag erhalten.Die Begründungen für den Abschied von Kugel, deren Vertrag bis Ende Januar 2020 läuft, blieben opak. Teils wurde auf Unzufriedenheit im Aufsichtsrat verwiesen, teils eine unbefriedigende Detailkenntnis in den Verhandlungen zum Stellenabbau behauptet, teils ein großes Selbstbewusstsein samt Ambitionen auf die Nachfolge von Vorstandschef Joe Kaeser bemängelt und teils eine ausgeprägte Selbstvermarktung konstatiert.Dies verstellte allzuleicht den Blick darauf, dass wieder einmal eine wichtige Personalentscheidung nicht vom Gesamtaufsichtsrat in einer turnusgemäßen Sitzung, sondern in aller Öffentlichkeit getroffen wurde. Das “Handelsblatt” hatte in seiner Online-Ausgabe über die Personalie berichtet.Kugel kam im Jahr 2013 von Osram zu Siemens, übernahm dort die Leitung der Personalstrategie- und Führungskräfteentwicklung und rückte im Februar 2015 als Personalvorstand und Arbeitsdirektorin in den Vorstand auf. Ihr Lebenslauf vermerkt als Zuständigkeiten unter anderem “Diversity, Social Innovation und Environmental Protection, Health Management and Safety”. Tatsächlich positionierte Kugel sich als innovative Personalchefin mit zahlreichen Auftritten zu Diversity-Themen. Beispielsweise war sie, kurz nachdem ihre Demission am Wochenende durchsickerte, in Berlin mit dem Siemens-Truck beim “Christopher Street Day” unterwegs.Neike, der im April 2017 von Cisco zu Siemens gestoßen war und einen Vertrag bis Ende Mai 2020 hat, soll dem Konzern dem Vernehmen nach erhalten bleiben.Weitere Personalia sind ungeklärt. Kaeser hat einen Vertrag bis zur Hauptversammlung 2021. Ursprünglich hatte er sich zu einem Abschied zu diesem Zeitpunkt – wenngleich in verklausulierter Form – bekannt. Zuletzt äußerte er sich aber zunehmend vage. Der Konzern muss außerdem einen neuen Vorstandsvorsitzenden für das künftige Energie-Unternehmen bestimmen.