Expresslieferdienste

Flink-Gründer kaufen nur noch bei Rewe ein

Der Berliner Sofortlieferdienst Flink hat seine jüngste Finanzierungsrunde schneller als die Konkurrenz von Gorillas ins Ziel gebracht. Die strategische Partnerschaft mit Rewe ist dabei der eigentliche Coup. Die Erfahrung der Gründer dürfte den Ausschlag gegeben haben.

Flink-Gründer kaufen nur noch bei Rewe ein

Von Stefan Paravicini, Berlin

Ein bisschen erinnert der Wettlauf der Berliner Sofortlieferdienste Flink und Gorillas an die Schlacht der beiden US-Fahrdienste Uber und Lyft vor ein paar Jahren. Der aggressive Branchenprimus mit kompromisslosem Boss und hartem Schwarz-Weiß-Logo, der eine Finanzierungsrunde nach der anderen dreht, gegen den im Marktauftritt verbindlicheren Herausforderer mit professionell höflichem Führungsteam, das ein freundliches Pink für das Logo wählt und auch mit den Investoren ein nicht ganz so atemloses Finanzierungsrad dreht.

Doch manchmal täuscht der erste Eindruck. Denn die jüngste Finanzierungsrunde von Flink macht deutlich, dass die Gründer Oliver Merkel, Julian Dames und Christoph Cordes sich nicht mit dem zweiten Platz neben Gorillas begnügen wollen. Die 240 Mill. Dollar schwere Runde zu einer nicht genannten Bewertung ist zwar kleiner als die Ende März abgeschlossene Finanzierung von Gorillas, auf die in den nächsten Tagen milliardenschwere Neuigkeiten folgen könnten. Mit dem Engagement der zweitgrößten deutschen Lebensmittelhandelskette Rewe, die Flink im Rahmen einer strategischen Partnerschaft exklusiv beliefern wird, ist dem Herausforderer aber ein strategischer Coup im Rennen der Expressdienste gelungen. Denn auch Gorillas soll versucht haben, die Kölner im Rahmen der laufenden Finanzierungsrunde an Bord zu holen.

Den Ausschlag zugunsten von Flink könnte bei Rewe die Expertise des Gründerteams gegeben haben. Oliver Merkel, ehemaliger Partner im Berliner Büro der Beratungsgesellschaft Bain & Co., hat vor dem Start mit Flink 20 Jahre Erfahrung in der Beratung mit Fokus auf die Konsumgüterindustrie gesammelt und dabei auch mit führenden Adressen aus dem Lebensmitteleinzelhandel zu­sammengearbeitet. Er war in mehr als 15 Ländern für Bain tätig und arbeitete vor dem Wechsel nach Berlin im Büro Johannesburg, wo er die Abteilung für Konsumgüter und Einzelhandel in Afrika leitete. Know-how zum Geschäft der Expresslieferdienste hat er aus erster Hand, denn bereits im November hat sich Merkel mit damals 0,1 % im Rahmen der Series A an Gorillas beteiligt.

Viel Erfahrung mit Lieferdiensten bringt auch Flink-Gründer Julian Dames mit, der 2014 zum Gründerteam von Foodora gehörte und später Vorstand bei Delivery Hero war, die Foodora im Herbst 2015 von Rocket Internet übernahm. Im Sommer 2019 hat sich Dames am Lebensmittel-Logistik-Start-up Elmenus aus Kairo beteiligt, bei dem er auch im Board sitzt. Dritter im Bunde ist der ehemalige Home24-Vorstand Christoph Cordes. Der Sohn von Ex-Metro-Chef Eckhard Cordes gründete 2009 das Online-Möbelhaus Fashion for Home und war zuvor für Adidas und Boston Consulting tätig. Ob Flink die geballte Erfahrung im Gründerteam reichen wird, um im Wettlauf mit Gorillas die rund sechs Monate Rückstand bei der Gründung und den wohl schon bald wieder klaffenden Abstand in der Finanzierung aufzuholen, ist offen. Denn auch bei Gorillas sind trotz der öffentlichkeitswirksamen Außendarstellung von Gründer Kagan Sümer als besessener Express-Unternehmer kühle Strategen am Werk.

Vielleicht müssen sich beide Berliner Start-ups auch hinter einem internationalen Konkurrenten wie Getir einreihen. So ist es bei der internationalen Expansion auch Uber ergangen, etwa wenn sie es mit Didi Chuxing zu tun bekam. Im Heimatmarkt hat der Abstand zu Lyft gehalten: An der Börse ist Uber rund 90 Mrd. Dollar schwer, während es Lyft auf knapp 20 Mrd. Dollar bringt.