An den Triwo-Flughäfen wird nicht nur geflogen
Peter Adrian veredelt Flughäfen
lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
Regionalflughäfen sind wirtschaftlich meist ein Trauerspiel. Oft in staatlicher Hand, müssen sie häufig mithilfe von öffentlichen Geldern aufgepäppelt werden. Doch es gibt rühmliche Ausnahmen, beispielsweise den Flughafen Zweibrücken. 2014 ist er in die Insolvenz gegangen und wurde anschließend vom Trierer Immobilienentwickler Peter Adrian übernommen. Geflogen wird in Zweibrücken immer noch, aber vor allem wird dort Auto gefahren. Die Unternehmensgruppe von Adrian, die Triwo AG, hat in Zweibrücken ein Testgelände für die Automobilindustrie eingerichtet, das beispielsweise vom Zulieferer ZF genutzt wird, der einen großen Standort im nicht weit entfernten Saarbrücken hat. „Wenn wir einen Flughafen übernehmen, dann ist da immer die Frage: Was können wir noch mit der Infrastruktur dort machen außer Fliegen“, sagt Peter Adrian im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Da gelte es, „einfach mal quer zu denken.“
Den Verantwortlichen der Triwo sind dabei vielerlei Dinge eingefallen: An den Standorten Egelsbach, Oberpfaffenhofen und Zweibrücken betreibt das Unternehmen eigenständig den Mineralölverkauf, was einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stärke der Luftfahrtstandorte leiste, wie es heißt. In Zweibrücken wird das Gelände außer für Autotests und Brandschutztraining auch für Konzerte und Autokino genutzt. Geflogen wird natürlich auch noch, manchmal verirren sich so prominente Passagiere wie die Fußballstars von Paris Saint-Germain (PSG) in die Vorderpfalz, um nach einem Spiel gegen Metz zurück in die Heimat zu jetten. In solchen Fällen zahlt es sich aus, dass es in Zweibrücken kein Nachtflugverbot gibt.
Die Flughäfen von Peter Adrian sind bei Fußballern beliebt, auch wenn er selbst wenig mit dieser Sportart anfangen kann. In Egelsbach in der Nähe von Frankfurt gehen die Kicker von Eintracht Frankfurt an Bord, am Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen wurden schon die Spieler des FC Bayern München gesichtet. Vor allem aber ist Oberpfaffenhofen wichtig für die Luft- und Raumfahrtbranche, unter anderem ist dort eine Kontrollstation für europäische Satelliten beheimatet. 2016 hat die Triwo den Airport von Airbus übernommen. Gerade haben die Immobilienexperten für die TU München ein neues Gebäude in Oberpfaffenhofen errichtet, und „der Campus bietet noch Raum für weitere Ansiedlungen.“ Triwo sei bei den übernommenen Flughäfen immer auch Grundstückseigner, betont Adrian, das sei auch eine der Bedingungen, sollte einmal über ein Engagement im Ausland nachgedacht werden. Der Vorstandschef der Triwo, der das Unternehmen 1989 gegründet hat, hebt auch die „vielen Synergien“ hervor, die man als Eigentümer mehrerer Flughäfen heben könne.
Dass die deutsche Luftfahrt aktuell mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, bekommt die Triwo derzeit am eigenen Leib zu spüren: In Oberpfaffenhofen ist Lilium einer der Mieter, im Triwo-Industriepark in Bruchsal ist Volocopter beheimatet – beide Start-ups mussten Insolvenz anmelden. „Es zeigt sich, wie schwierig es ist, in Deutschland Innovation umzusetzen“, fasst es Adrian zusammen, der einst bei der Deutschen Bank das Geschäft der Baufinanzierung gelernt hat und sein erstes Unternehmen schon während des VWL-Studiums in Trier gegründet hat. Er habe wenig Hoffnung, dass sich daran unter einer neuen Bundesregierung etwas ändere, diese Denkweise sei in Deutschland leider systemimmanent. Das hindert den 67-Jährigen nicht daran, in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) immer wieder den Finger in die Wunde zu legen. Das Amt hat er seit 2021 inne.
Im Mai 2023 hat sich Hobbypilot Adrian an ein besonderes Projekt gewagt. Damals wurde der Flughafen Hahn aus der Insolvenz übernommen. Im Unternehmensprospekt heißt es für den Fall des zehntgrößten Passagierflughafens in Deutschland noch optimistisch „alles ist möglich“, aber Adrian musste schnell erfahren, dass das auch für die negativen Möglichkeiten gilt. Denn kurz nach der Übernahme verlor der Hauptkunde, die Frachtfluggesellschaft Silk Way aus Aserbaidschan, die Genehmigung für zwei Drittel seiner Flüge, und ein anderer Interessent durfte nicht auf dem Hahn andocken. Beide sind dann Richtung Lüttich abgewandert – „der Flughafen dort war mal deutlich kleiner als Hahn und macht heute den Umschlag im Monat, den wir in einem ganzen Jahr machen“, rechnet Adrian vor. Beim Hahn „werden wir noch einen längeren Weg vor uns haben“, sagt der Triwo-Chef, aber auch für den Flughafen im Hunsrück wird ihm sicher etwas einfallen.