Freenet-Chef Vilanek kündigt Abschied an
Freenet-Chef Vilanek kündigt Abschied an
ste Hamburg
Beim Mobilfunkanbieter Freenet kündigt sich der Abschied des seit Frühjahr 2009 amtierenden Vorstandsvorsitzenden an. Christoph Vilanek habe den Aufsichtsrat informiert, nicht für eine Verlängerung seiner Amtszeit, die vertragsgemäß frühestens am 31. Dezember 2025 ende, zur Verfügung zu stehen, gab das MDax-Unternehmen aus Büdelsdorf am Sonntag in einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt. Der Aufsichtsrat werde den Such- und Auswahlprozess für einen geeigneten Nachfolger kurzfristig initiieren.
Die Freenet-Aktie, seit Jahresbeginn leicht im Minus, gab am Montag um 1,1% auf 25,64 Euro nach. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sprach Freenet-Aufsichtsratschef Marc Tüngler von einer unerwarteten Ankündigung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden.
Mitteilung überrascht
„Es hat mich überrascht, weil Herr Vilanek hoch engagiert ist“, so Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und seit 2012 Mitglied im Freenet-Aufsichtsrat. Zugleich sei es „vielleicht der beste Moment, diese Entscheidung zu treffen, weil sich das Unternehmen operativ in sicherem Fahrwasser befindet und für die Zukunft gut aufgestellt ist“. Man habe jetzt „ausreichend Zeit, mit viel Ruhe und viel Tiefe die Nachfolge von Christoph Vilanek zu klären“.
Tüngler unterstrich die Verdienste des gebürtigen Österreichers. „Man kann seine Leistung nur ausdrücklich würdigen und honorieren.“ Seit 2009 habe Vilanek Freenet „komplett neu ausgerichtet“. Die zuletzt mit den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica abgeschlossenen langfristigen Verträge böten eine „gute Sicherheit für die nächsten Jahre“. Zugleich sei das Wachstum im TV-Geschäft vor allem mit dem Internet-Fernsehanbieter Waipu imposant. „Was wir an Wachstum im TV-Geschäft sehen, wird uns noch viel Freude machen.“
Dass es unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung von Freenet gebe, verneinte Tüngler. „Es gibt keinen Strategieprozess, in dem wir uns verkantet hätten.“ Freenet sei im Moment mit dem langfristig gesicherten Mobilfunkgeschäft und dem stark wachsenden TV-Geschäft sehr gut aufgestellt. Zur Frage, ob der Abschied von Vilanek mit einer Transaktion zusammenhängen könnte, sagte der Aufsichtsratschef, es gebe nichts, was auf dem Tisch liege. Vilanek, von 2005 bis 2009 für Debitel tätig, war im Zuge der Übernahme des damals zum Finanzinvestor Permira gehörenden Stuttgarter Mobilfunkanbieters an die Freenet-Spitze gekommen.
Generationswechsel im Visier
Tüngler verwies auf Überlegungen für einen Generationswechsel, die es bereits bei der letztjährigen Vertragsverlängerung für Vilanek gegeben habe. „Wir brauchen jemanden, der die Perspektive hat, Freenet zehn Jahre oder länger zu steuern.“ Vor dem 56 Jahre alten Diplom-Betriebswirt hatte Eckhard Spoerr zehn Jahre das Unternehmen geführt.
Der Freenet-Aufsichtsratschef fügte hinzu, dass es mit der Entscheidung Vilaneks und in Anbetracht von Größe und Altersstruktur die Gelegenheit gebe, über die gesamte Aufstellung des Vorstands zu sprechen. Die Größe des Vorstands – mit derzeit sechs Mitgliedern – passe „nicht unbedingt zur Abmessung der Gesellschaft“. Auch Tüngler selbst, seit 2022 an der Spitze des Kontrollgremiums und noch bis 2026 mandatiert, sieht sich in seiner letzten Amtszeit bei Freenet.