Fürstlich Castell‘sche macht Tabula rasa
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Paukenschlag in Würzburg: Die Fürstlich Castell’sche Bank tauscht den kompletten Vorstand aus, setzt Aufsichtsratschef Ingo Mandt als Interims-Vorstandssprecher sowie den langjährigen Berlin-Hyp-Chef Jan Bettink als Übergangsaufsichtsratschef ein und kündigt überdies eine „umfassende strategische Neuausrichtung“ an. Nach einer Mitteilung vom Dienstag soll sich das Haus künftig „konsequent als Vermögensmanager mit klar definierter Zielgruppe und ausgeweitetem Produkt- und Leistungsangebot“ positionieren.
Das Vorstandsduo Klaus Vikuk und Pia Weinkamm scheidet aus der Führung des Instituts aus, Vikuk mit Ablauf seines Dienstvertrages Ende Juli, um sich danach als Generalbevollmächtigter um die wirtschaftlichen Aktivitäten der fürstlichen Eigentümerfamilien außerhalb der Bank zu kümmern, Weinkamm, erst Anfang 2019 als Vorständin berufen, wie es heißt, „auf eigenen Wunsch im April“. 2019 hatte bereits Vorstandschef Sebastian Klein, ebenfalls „auf eigenen Wunsch“, seinen Hut genommen.
Die personellen Veränderungen stünden im Zusammenhang mit dem Ziel der fürstlichen Eigentümerfamilien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen, „die älteste Bank Bayerns im Sinne des Generationenauftrags strategisch weiterzuentwickeln und auf einen Kurs profitablen, nachhaltigen Wachstums zu führen“, teilt die Bank mit. Im vorvergangenen Jahr hat das 1774 gegründete Haus dank eines Rückgangs des sonstigen betrieblichen Aufwands bei einer Bilanzsumme von knapp 1 Mrd. Euro das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 3,2 Mill. auf 4,7 Mill. Euro gesteigert. Zinsergebnis und Provisionsüberschuss lagen indes unter den Erwartungen, wie es im Geschäftsbericht heißt. 2017 war das Haus zudem erschüttert worden durch einen millionenschweren Betrug durch einen Berater, der ohne Kenntnis der Bank Geschäfte mit rund 50 Kunden abgewickelt und diese geprellt hatte.
Die neue Führung bringt Erfahrung aus bundesweit und international tätigen Adressen mit. Als designierter Vorstandssprecher kommt spätestens Anfang Oktober Thomas Rosenfeld. Der 56-Jährige ist seit 2016 Mitglied im Vorstand der zum LBBW-Konzern gehörenden BW-Bank (siehe nebenstehenden Text) und hatte zuvor 18 Jahre lang bei der Deutschen Bank gearbeitet, zuletzt als Leiter des Wealth Managements in Deutschland. Die BaFin muss Rosenfelds Berufung in den Vorstand der Castell-Bank, wo er das gesamte Kundengeschäft verantworten soll, noch zustimmen. Bereits per Anfang Juni als Vorstandsmitglied für Marktfolge, Risikomanagement und Finanzen ist Stephan Wycisk berufen worden. Der 49-Jährige wechselt von Oddo BHF, wo er das Kreditrisikomanagement und die Kreditadministration leitet. Zuvor arbeitete er bei Roland Berger Strategy Consultants, zuletzt als Projektmanager. Das künftige Vorstandstrio komplettieren soll Christian Hille. Der frühere Global Head of Multi Asset & Solutions bei DWS wurde im November vergangenen Jahres als Generalbevollmächtigter berufen und soll nach Zustimmung der Finanzaufsicht im Vorstand die Vermögensverwaltung und das Fondsmanagement verantworten.
Bis zum Amtsantritt Rosenfelds hat per Anfang April der bisherige Aufsichtsratschef Ingo Mandt interimsweise das Amt des Vorstandssprechers übernommen. Den Vorsitz im Kontrollgremium, dem er, abgesehen von einem achtmonatigen Intermezzo als Vorstandsmitglied von Citigroup Global Markets Europe, seit 2017 angehört, hatte Mandt erst im Juli vergangenen Jahres übernommen. Zuvor hatte er als Finanzvorstand der BHF-Bank, als Vorstandsmitglied der LBBW sowie als Verwaltungsrat der FMS Wertmanagement gearbeitet. Bis Mandt nach Amtsantritt des künftigen Vorstandssprechers Rosenfeld in die Position als Aufsichtsratschef zurückkehrt, nimmt dessen Vorsitz im Kontrollgremium interimsweise der frühere Berlin-Hyp-Chef Jan Bettink wahr. Als Aufsichtsratsvorsitzender habe Mandt bereits „die entscheidenden Impulse für die strategische Neuausrichtung gesetzt“, erklärt Ferdinand Fürst zu Castell-Castell.
Jahrelanger Umbau
Eigenen Angaben zufolge will sich die Bank „als unabhängiger und persönlicher Vermögensmanager für wohlhabende Privatkunden und ausgewählte Firmenkunden“ positionieren. Dazu seien „teilweise grundlegende Veränderungen und signifikante Investitionen bei Produktangebot, Vertriebsstrukturen und Servicequalität geplant“, wurde am Dienstag mitgeteilt. Der schon begonnene Umbau werde „in den kommenden Monaten im Detail ausgearbeitet und dann kommuniziert“. Mandt sagte der Börsen-Zeitung: „Dieser Umbau ist keine Sache von ein bis zwei, sondern eher von drei bis vier Jahren.“