Für Banca-d’Italia-Chef Visco ist im November Schluss
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Italiens Notenbankchef Ignazio Visco (73) tritt im November nach zwei Amtszeiten und zwölf Jahren an der Spitze der Banca d’Italia ab. Das kündigte er bei der Jahresversammlung des Instituts an. Visco, eine klassische geldpolitische „Taube“, hatte zuletzt wiederholt Kritik an den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) geübt und war seit jeher ein Verfechter einer ultralockeren Geldpolitik. Zum Abschluss seiner Amtszeit vermeldete er einen deutlich niedrigeren Bruttogewinn von 5,9 (i.V. 9,2) Mrd. Euro. Vom Nettogewinn von 2,1 Mrd. Euro werden 340 Mill. Euro an Dividenden ausgeschüttet.
Visco wurde 2011 vom damaligen Regierungschef Silvio Berlusconi ernannt. Der Neapolitaner, Vater von drei Kindern, war dem ehemaligen EZB-Chef Mario Draghi als dessen ehemaliger stellvertretender Generaldirektor persönlich sehr verbunden. Visco, der an der römischen Universität La Sapienza Wirtschaft studiert und an der Wharton School in Philadelphia promoviert hatte, war nie unumstritten. In der Bankenkrise, in der zehn italienische Banken zusammenbrachen, wurde ihm vorgeworfen, zu spät eingegriffen und seine Aufsichtspflicht verletzt zu haben. Visco arbeitete – mit Unterbrechungen – seit 1972 für die Banca d’Italia und war von 1997 bis 2002 Chefvolkswirt der Pariser OECD. Er tritt für einen europäischen Schuldentilgungsfonds ein und war stets für eine flexible Handhabung des Stabilitäts- und Wachstumspakts.