Für Kaffee-Papst Signor Segafredo ist der Börsengang die Krönung
Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand”Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Augenblick gewartet, unser Unternehmen an die Börse zu bringen. Die Börse ist für unsere geplante Expansion von vorrangiger Bedeutung”, sagte Massimo Zanetti, 68-jähriger Gründer der Holding Massimo Zanetti Beverages Group (MZBG) und überzeugter Wirtschaftsliberaler. Der Kaffee-Papst oder Signor Segafredo, wie Zanetti allgemein in Italien genannt wird, wird am 3. Juni mit dem von ihm gegründeten Unternehmen MZBG sein Börsendebüt begehen.Für ihn sei dies die Krönung des Erfolgs, ließ er bei der Roadshow am Montag wissen. Die Aussichten für einen Erfolg schätzen Finanzexperten günstig ein. Schließlich hat Zanetti bislang immer zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen. Einzig als er im Jahr 1994 in die Politik ging und zwei Jahre lang im Parlament für eine liberale Revolution kämpfte, wurde er enttäuscht und bezeichnet dies als Fehlentscheidung. Nicht nur, dass die vom einstigen Regierungschef Silvio Berlusconi versprochene liberale Revolution nicht stattgefunden hat. Auch die nie enden wollenden politischen Streitigkeiten im Parlament haben ihn gestört.Nach knapp zwei Jahren Senator-Dasein zog er wieder in seine Villa in Villorba bei Treviso ein. In dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden Prachtgebäude wurde er 1948 als Sohn eines Kaffeehändlers geboren. Er wuchs auch in Treviso auf und ist stark mit dem Terrain verwurzelt. Im Jahr 1973 gelang ihm sein wichtigster Coup: Er erwarb 1972 in Bologna die Kaffeerösterei Segafredo. Seit dieser Zeit ging es mit seinem Kaffeeimperium steil aufwärts. Der Konkurrenz vorausDer hochgewachsene, weißhaarige Unternehmer hat als einer der Ersten die Bedeutung der Globalisierung erkannt. Und früher als Konkurrent Starbucks aus den USA begann er weltweit Espresso-Boutiquen aufzubauen. Auch war ihm klar geworden, dass Espresso eine rein italienische Feinheit sei. Er hatte die Idee, mit Espresso weltweit aktiv zu werden, aber sein Geschäft rund um den Kaffee aufzubauen. Dazu gehörten unter anderem auch Kaffeemaschinen. Er wollte sich an die Kaffeegewohnheiten der verschiedensten Länder anpassen und fühlte sich nicht als Missionar des italienischen Espressos. Das war sein Glück. Denn heute bestreitet etwa Filterkaffee 70 % seines Kaffeeumsatzes. Auch US-Präsident Barack Obama zählt zu seinen Kunden. Im Weißen Haus wird die Marke Kauai aus Hawaii getrunken. Neugierde auf die ZukunftUm die Menschheit auf den richtigen Kaffeegeschmack zu bringen, scheut Massimo Zanetti kein Mittel und keine Umstände. Unter anderem liefert er Espresso in die Mongolei und nach Ushuaia im argentinischen Patagonien. Und im 30. Stock des Shinjuku Grand Tower mitten in Tokio hat er vor wenigen Monaten eine neue Segafredo-Filiale gegründet. Es ist Nummer 327 der gesamten Kette Segafredo Zanetti Espresso Café. Da Neugierde auf die Zukunft zu seinen wichtigsten Eigenschaften zählt, jettet er weiterhin mit seinem eigenem Flugzeug “Kaupé” rund um die Welt.Der permanente Zweifel, ob seine Entscheidungen richtig sind, zählt zweifellos zu seinem Erfolgsrezept. Denn der Zweifel verhilft zur Umsicht, meinte er. Der passionierte Golfspieler ist dem Sport verbunden. Nicht nur dem aktiven. Als Sponsor hat die MZBG unter anderem Niki Lauda, Alain Prost und Ayrton Senna bei den Formel-1-Weltmeisterschaften gefördert.