Börsenaufsicht

Gary Gensler 65

SEC-Chef Gary Gensler wird 65 Jahre alt. Der ehemalige Investmentbanker und Hochschuldozent ist noch immer umtriebig – das bekommt auch der Kryptomarkt häufig zu spüren.

Gary Gensler 65

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Während andere Beamte in Gary Genslers Alter an den nahen Ruhestand denken, zeigt sich der Chef der US-Börsenaufsicht SEC geradezu hyperaktiv. Der gebürtig aus Baltimore, Maryland, stammende Demokrat wird am Mittwoch 65 Jahre alt – seit seinem Amtsantritt im April 2021 hat er sich mit zahlreichen Vorstößen für einen stärkeren Investorenschutz aufgerieben.

Mit seinem strikten Vorgehen macht sich der ehemalige Investmentbanker, der 18 Jahre lang für Goldman Sachs arbeitete, insbesondere in der Digital-Assets-Branche nur wenige Freunde. Dabei hatte die Szene seine Ernennung zum Aufsichtsvorsitzenden zunächst gefeiert: Weil Gensler sich bestens mit Distributed-Ledger-Technologien auskennt und während seiner Lehrtätigkeit an der MIT Sloan School of Management Blockchain-Seminare hielt, sahen Krypto-Enthusiasten in ihm einen aufgeschlossenen Ge­sprächspartner. Doch unter seiner Führung weigert sich die SEC nicht nur standhaft, direkt auf dem Spotmarkt basierende Bitcoin-ETFs zuzulassen, sondern hat auch Firmen wie Ripple Labs und Dragonchain verklagt, deren Cyberdevisen sie als illegal emittierte Wertpapiere einstuft.

Einen ähnlichen Vorwurf muss sich auch die Kryptohandelsplattform Coinbase gefallen lassen: Sie soll unregistrierte Wertpapiere verkauft haben, weshalb die Aufsicht im Juli Ermittlungen gegen den Marktplatzbetreiber aufnahm. Kurz zuvor war bereits ein ehemaliger Coinbase-Angestellter wegen Insiderhandels bei sieben Token kurz vor deren Listing festgenommen worden.

Doch auch in Bezug auf andere Finanzdienstleister forciert Gensler schärfere Vorschriften. So schlug seine Behörde im August vor, dass Hedgefonds künftig deutlich mehr Informationen über ihre Anlagestrategien zur Verfügung stellen müssen, um Systemrisiken besser erkennen zu können. Strengere Regeln für Indexanbieter und eine Trading-Reform, die Einschnitte für Broker und Handelsdienstleister mit sich bringen würde, brachte Gensler ebenfalls ins Gespräch.

Den Antrieb des SEC-Chefs, Anleger vor Marktmanipulationen zu schützen, erklären Beobachter gerne dadurch, dass er schon in jungen Jahren einen Bezug zum Wert des Geldes erhalten habe. Seinem Vater, der in den Kneipen von Baltimore Zigarettenautomaten und Flipper aufstellte, musste Gensler als Kind beim Zählen der Einnahmen helfen. Statt wie damals auf physische Münzen achtet der hyperaktive Regulierer nun eben besonders auf virtuelles Geld.

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