Carbon Capture and Storage

Gates hat es auf Kohlendioxid aus der Luft abgesehen

Technologien zur Abspaltung und Einlagerung von Kohlendioxid aus der Luft sind umstritten und wegen des hohen Energiebedarfs auch teuer. Der US-Milliardär Bill Gates investiert dennoch seit Jahren in die Technologie und hat jetzt ein vielversprechendes neues Ziel gefunden.

Gates hat es auf Kohlendioxid aus der Luft abgesehen

sp – Microsoft-Gründer Bill Gates hat es schon länger auf Technologien für die Abspaltung und Speicherung von Kohlendioxid aus der Luft – Carbon Capture and Storage (CCS) – abgesehen. Der 66-jährige milliardenschwere US-Philantrop zählt zu den frühesten Geldgebern der kanadischen Carbon Engineering, die bereits seit 2009 an der Technologie arbeitet und mit einer ersten Anlage im US-Bundesstaat Texas bereits im nächsten Jahr bis zu eine Million Tonnen CO2 aus der Luft holen will.

Breakthrough Energy Ventures, die Gates 2015 zusammen mit Partnern wie Amazon-Gründer Jeff Bezos und Alibaba-Gründer Jack Ma ins Leben gerufen hat, ist im vergangenen Jahr in der Seed-Runde bei dem kalifornischen CCS-Start-up Heirloom eingestiegen und hat sich im Dezember auch an der 10 Mill. Dollar schweren Series A von Sustaera aus North Carolina beteiligt. Bei der 2019 gegründeten Verdox, einem Spin-off des Massachusetts Institute of Technology (MIT), hat Gates nun aber offenbar eine besonders vielversprechende Technologie für die Abspaltung und Speicherung von Kohlendioxid aus der Luft gefunden. Zusammen mit den Risikokapitalgebern Lowercarbon Capital aus New York und Prelude Ventures aus San Francisco hat Breakthrough Energy Ventures jedenfalls gerade 80 Mill. Dollar in einer Venture-Runde in das Start-up investiert. Es ist eine der bislang größten Finanzierungsrunden in dem Sektor überhaupt, in dem Veteranen wie Carbon Engineering und die ebenfalls 2009 gegründete Climeworks aus der Schweiz laut dem US-Informationsdienst Crunchbase mit jeweils etwas mehr als 100 Mill. Dollar Risikokapital ausgestattet sind. Die bisher größte Finanzierung für Verdox kam nach Angaben von Crunchbase von der National Science Foundation, die vor einem Jahr eine Viertelmillion Dollar Fördergelder bewilligte. Insgesamt hat das Unternehmen bisher rund 4 Mill. Dollar in Forschung und Entwicklung seiner Technologie gesteckt, berichtet Bloomberg.

Die jüngsten Forschungsergebnisse hätten die Investoren nun dazu bewogen, sich im großen Stil zu beteiligen, erklärte Gründer und CEO Brian Baynes am Mittwoch. Denn anders als die meisten anderen CCS-Technologien setzt Verdox bei der Abspaltung von CO2 aus der Luft nicht auf Flüssigkeit, die später erhitzt werden muss, um das Treibhausgas mit hohem Energieaufwand einlagern zu können. Das Start-up aus Woburn vor den Toren von Boston setzt stattdessen auf einen Kunststoff, der CO2 aus der Luft abspaltet, wenn er elektrisch geladen wird. Um das Gas einlagern zu können, muss später nur die Spannung verändert werden. Gegenüber anderen CCS-Verfahren versprechen sich die Forscher einen um bis zu 70 % geringeren Energieverbrauch.

Bislang kann Verdox anders als Konkurrenten wie Carbon Engineering oder Climeworks ihre Technologie nur im Labormaßstab betreiben. Gelingt mit Unterstützung von Investoren wie Bill Gates in den nächsten Jahren die Entwicklung von Anlagen im Industriemaßstab, die jährlich Millionen Tonnen von CO2 aus der Luft ziehen können, traut sich Verdox die Abspaltung und Lagerung von Kohlendioxid aber für 50 Dollar pro Tonne zu. Zum Vergleich: Der Preis für eine Tonne CO2 im europäischen Emissionshandel kletterte gestern auf einen Rekord von umgerechnet mehr als 100 Dollar. Climeworks ruft für Abspaltung und Speicherung einer Tonne CO2 1200 Dollar auf.

Drei Prototypen geplant

Das Kapital aus der jüngsten Finanzierungsrunde unter Führung von Breakthrough Energy Ventures verschafft Verdox Luft für vier bis fünf Jahre, sagte Firmengründer Brian Baynes. Ein Teil der frischen Mittel soll noch in diesem Jahr für den Bau von drei Prototypen eingesetzt werden, die jeweils knapp 100 Kilogramm CO2 pro Tag oder rund 35 Tonnen pro Jahr aus der Luft abspalten können. Einer der Prototypen werde dafür gebaut, das Treibhausgas direkt aus der Luft zu filtern, während die anderen beiden zur Abspaltung direkt an der Emissionsquelle in Fabriken zum Einsatz kommen sollen. Dabei kooperiert Verdox mit einem Konzern aus der US-Ölindustrie und einem metallverarbeitenden Betrieb in Europa.