Gelddrucker-Chef leitet Bosch Siemens Hausgeräte
sck – Überraschender Wechsel an der Spitze des Hausgeräteherstellers Bosch Siemens Hausgeräte (BSH): Dr. Karsten Ottenberg, langjähriger Vorsitzender der Geschäftsführung des Münchener Banknotendruckers Giesecke& Devrient, wird zum 1. Oktober 2013 neuer Chef des Gemeinschaftsunternehmens von Siemens und Bosch. Der 51-jährige Manager tritt bei BSH die Nachfolge von Dr. Kurt-Ludwig Gutberlet (56) an, der nach Unternehmensangaben sein Mandat aus “persönlichen Gründen” niederlegte und “im Einvernehmen” mit dem Aufsichtsrat BSH Ende September verlässt.BSH-Aufsichtsratschef Joe Kaeser, zugleich Siemens-Finanzvorstand, drückte zwar sein Bedauern aus, dass Gutberlet geht, über die näheren Umstände des Wechsels machte der Konzern aber keine Angaben. Der promovierte Volkswirt Gutberlet führt BSH als Vorsitzender der Geschäftsführung seit zwölf Jahren. Zuletzt lief es für den Zahlenmenschen und Analytiker an der Spitze von BSH nicht mehr so gut. Im Mai vergangenen Jahres berichtete der Konzern über einen Gewinneinbruch 2011 von einem Fünftel auf 373 Mill. Euro. Höhere Rohstoffpreise und gestiegene Vertriebskosten drückten auf die Marge des europäischen Marktführers für Haushaltsgeräte. Die beiden Eigentümer mussten sich mit einer um 20% gekürzten Dividende begnügen. Im Oktober 2012 wechselte BSH den Vertriebsvorstand aus. Mit einer Internationalisierungsstrategie versucht BSH, wieder an Boden zu gewinnen. Dabei steht das China-Geschäft im Vordergrund. In der zweiten Junihälfte will BSH die Zahlen für 2012 bekannt geben.Vor diesem Hintergrund wird Ottenberg BSH wieder auf mehr Umsatzrendite trimmen müssen und die Expansionsstrategie vorantreiben. Letzteres lässt sich aus Kaesers Statement herauslesen, der Ottenbergs internationale Erfahrung hervorhob und dabei seine Stärken “im strategischen Innovationsmanagement und in der Gestaltung globaler Wachstumsstrategien” pries. Das klingt so, als hätte es hier unter Gutberlets Führung aus Sicht des BSH-Chefaufsehers Versäumnisse gegeben.Der Physiker Ottenberg führt Giesecke&Devrient seit acht Jahren. Er verlässt das traditionsreiche Unternehmen mitten in einem Sparprogramm. Nach einem Gewinnrückgang 2012 drückt Giesecke& Devrient stärker auf die Kostenbremse und streicht 400 Arbeitsplätze. Insofern wird Ottenbergs Nachfolger bei der Firma insbesondere die Kostenentwicklung im Auge haben. Sinkende Verkaufspreise konnte Giesecke&Devrient zuletzt nicht über geringere Einkaufspreise kompensieren. Giesecke&Devrient will über einen Nachfolger für den scheidenden Chef “zu gegebener Zeit” informieren.