Generationswechsel an der Novartis-Spitze
Von Daniel Zulauf, ZürichVasant Narasimhan ist mit 41 Jahren der jüngste unter den elf höchsten Novartis-Managern, und ausgerechnet er soll am 1. Februar 2018 in die Fußstapfen von Joseph Jimenez treten. Die Wahl des indischstämmigen Amerikaners, der zurzeit die Medikamentenentwicklung in Basel leitet und rund 10 000 Mitarbeiter führt, lässt sich in vielerlei Hinsicht als Signal und als Statement des Verwaltungsrates werten. “Vas”, wie sich der künftige CEO des Pharmariesen selber nennt, verfüge über viel Erfahrung in der Bewirtschaftung der Schnittstellen zwischen Forschung und Geschäft, und als Arzt habe er einen starken Fokus auf die Patienten, lässt sich Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt zitieren.Was in manchen Ohren wie eine abgedroschene Floskel klingen mag, mit der Firmen ihre wichtigen Personalien zu kommentieren pflegen, beschreibt in Tat und Wahrheit die wesentlichsten Unterschiede zwischen Jimenez und seinem Nachfolger. Jimenez war 2010 nach einer knapp dreijährigen Lehrzeit als Divisionsleiter vom damaligen Verwaltungsratspräsidenten Daniel Vasella in die Rolle des Konzernlenkers berufen worden, um Novartis nach einer ehrgeizigen Expansionsphase frischen Schwung zu verleihen.Dafür waren das betriebswirtschaftliche Wissen und die lange Führungserfahrung des heute 57-jährigen Managers in der besonders knapp kalkulierenden Konsumgüterindustrie von besonders großer Bedeutung. So wie Jimenez’ Berufung 2010 das strategische Gewicht des Kostenmanagements unterstrichen hatte, so betont Narasimhans Ernennung die Rückbesinnung von Novartis auf die eigenen Stärken. Junger VeteranDer künftige CEO ist stark in der Medizin und in den Naturwissenschaften verankert. Vas studierte in Chicago Biologie, um sich danach in Harvard zum Arzt und daraufhin auch noch zum Master in öffentlicher Verwaltung auszubilden. Mit zwölf Jahren Betriebserfahrung ist der Mann angesichts seines noch jungen Alters schon fast ein Novartis-Veteran. Vor allem zu diesem Umstand hört man aus Mitarbeiterkreisen viele positive Kommentare. In Erwartung von Jimenez’ Rücktritt hatten offenbar nicht wenige Angestellte die Befürchtung gehegt, das Unternehmen könnte mit einem neuen, von außen kommenden Manager eine weitere große Umbauphase erleben, nachdem die letzte Umstrukturierung, die Jimenez 2014 eingeleitet hatte, eben erst zum Abschluss kommt. Narasimhans Wahl ist ein Signal dafür, dass dies kaum geschehen wird; er hat im Rahmen früherer Führungsaufgaben die Folgen erratischer Veränderungen erlebt.Seine Überzeugungen und Prioritäten wird man erst im Lauf der nächsten Jahre kennenlernen. Derweil stürzen sich die Medien auf das wenige, was man über den Manager der zweitgrößten Publikumsgesellschaft in der Schweiz im Internet auf die Schnelle finden kann. Da wäre zum Beispiel die bestellte Heiratsankündigung in der Stilbeilage der “New York Times” von 2003, in der die romantischen Wege zur Verbindung zwischen Vas und seiner heutigen Ehefrau Srishti Gupta beschrieben sind und auch klar wird, dass die beiden nach glänzenden Studienabschlüssen erste Berufserfahrungen bei McKinsey sammelten.Aus indischen Presseberichten wird auch klar, dass man den künftigen Novartis-Chef auf dem Subkontinent immer noch als einen der Ihren sieht und dessen steile Karriere im Westen mit großem Wohlwollen zur Kenntnis nimmt.Bis man Narasimhan an seinen eigenen Taten wirklich beurteilen kann, wird Jimenez sein laufendes Umbauprogramm noch zu Ende bringen und möglicherweise vor Ende 2017 den Verkauf der viel zu teuer eingekauften Alcon via Börsengang ankündigen. Möglicherweise wird uns auch Jimenez noch sagen, was Novartis mit den großen Beteiligungen am Lokalrivalen Roche zu tun gedenkt. Man möchte dem Neuen wünschen, dass er mit diesen Fragen nichts mehr zu tun haben wird.