Gerhard Oswald sagt SAP nach 35 Jahren leise servus
Von Stefan Paravicini, MannheimAn der Hauptversammlung von SAP in Mannheim haben sich mit Stefan Ries und Steve Singh zwei Manager den Aktionären vorgestellt, die seit dem Frühjahr neu auf der Vorstandsbank des Softwarekonzerns sitzen. Keine fünf Minuten dauerte auch die Einführung von Prof. Gesche Joost, die später in den Aufsichtsrat gewählt wurde und ebenfalls zu den neuen Gesichtern bei SAP gehört. Gerhard Oswald (63) ist nicht diesem Lager zuzurechnen. Er arbeitet seit 35 Jahren für die Walldorfer und gehört seit bald 20 Jahren dem Vorstand an, was ihn zu einem der längstgedienten Führungskräfte unter den Dax-Vorständen macht.In der SAP-Arena dürften gestern denn auch nur sehr wenige Aktionäre gewesen sein, die sich an eine Hauptversammlung ohne Oswald erinnern können. Und doch wären sie für eine kurze Vorstellung möglicherweise dankbar gewesen, vor allem weil es wohl die letzte Gelegenheit war, Oswald in seiner Rolle bei SAP etwas besser kennen zu lernen. Denn der an Öffentlichkeit und großem Aufheben um seine Person wenig interessierte Manager, der mit dem Wartungsgeschäft gut die Hälfte des Umsatzes von SAP unter seinen Fittichen hat, wird seinen in diesem Jahr auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das gab Aufsichtsratschef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner an der Hauptversammlung bekannt.Plattner dankte dem langjährigen Weggefährten in sehr persönlichen Worten. “Wir werden dich vermissen”, schloss er sein Loblied auf Oswald, dem ein besonders enger Draht zu Dietmar Hopp, einem weiteren SAP-Gründer, nachgesagt wird. Oswald hat als Einziger aus der aktuellen Führungsriege in Vorstandssitzungen von SAP Hopp in dessen Zeit als Vorstandsvorsitzender erlebt. Die beiden verbindet nicht zuletzt eine Leidenschaft für die TSG 1899 Hoffenheim, die sich mit tatkräftiger Unterstützung von Hopp in der Fußball-Bundesliga etabliert hat und bei ihren Spielen mit dem SAP-Logo auf der Brust aufläuft. Mit Dietmar Hopp im StadionIm Stadion in Sinsheim sitzt Oswald denn auch häufig neben dem Milliardär und SAP-Großaktionär Hopp auf der Tribüne. Das hat ihm schon den einen oder anderen Auftritt in den Spielberichten der ARD-Sportschau beschert, wenn die Kameras die Reaktionen des Fußball-Mäzens Hopp einfangen wollen. “Wir sprechen auch über SAP, aber nicht wenn wir beim Fußball sitzen”, sagte Oswald einmal im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.An der Hauptversammlung von SAP ließ Oswald andere für sich sprechen. Zum Beispiel Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger (VIP). “Wenn jemand 20 Jahre auf dem Vorstandssessel eines Dax-Konzerns aushält, spricht das für das Unternehmen, aber auch für denjenigen, der auf diesem Stuhl sitzt”, würdigte Buhlmann die Leistung von Oswald, der darauf lang anhaltenden Applaus der Aktionäre erntete.Dass der studierte Betriebswirt, der seine Karriere bei Siemens startete und deren Kunden bei der Einführung von SAP-Systemen unterstützte, bevor er 1981 nach Walldorf kam, seinen Vertrag nicht noch einmal verlängern würde, war abzusehen, nachdem der etwa vier Jahre jüngere Michael Kleinemeier im Herbst in den Vorstand berufen und mit der Leitung der Service- und Supportbereiche betraut wurde, die bis dahin Oswald verantwortete (vgl. BZ vom 9.11.2015). Oswald übernahm den neu geschaffenen Bereich Produktqualität und bereitete den Übergang auf Kleinemeier vor, ohne darum großes Aufheben zu machen.