Geringere Erfolgsprämien für SAP-Vorstände
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
Die Vorstandsmitglieder von SAP haben im vergangenen Jahr zusammengenommen eine deutlich geringere erfolgsabhängige Vergütung erhalten als im Vorjahr. Dem am Donnerstagmittag veröffentlichten Vergütungsbericht zufolge sank die Summe der erfolgsabhängigen Entlohnung für den Gesamtvorstand im zurückliegenden Jahr auf 12,3 Mill. Euro, nach 17,9 Mill. Euro im Vorjahr. Die Gesamtvergütung aller Vorstandsmitglieder lag 2022 bei insgesamt 18,8 (i.V. 26,5) Mill. Euro.
Die Zahlen beziehen sich auf die gewährte und geschuldete Vergütung. Diese Kennzahl umfasst Zahlungen, die dem Vorstandsmitglied im Berichtsjahr zugeflossen sind oder deren zugrundeliegende Leistungen vollständig im Berichtsjahr erbracht wurden.
Spitzenverdiener im Vorstand war Sprecher Christian Klein mit einer Gesamtvergütung von 4,67 (i.V. 5,87) Mill. Euro. Er hatte im Vorjahr einen auf 2020 bezogenen Sonderbonus über 1,1 Mill. Euro ausbezahlt bekommen. Auch Kleins kurzfristige erfolgsabhängige Vergütung (STI) lag mit 1,16 Mill. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 2,53 Mill. Euro. Das liegt daran, dass SAP gut 61% der Zielvorgaben erreichte, auf denen die STI basieren. 2021 waren die Ziele mit 133% dagegen deutlich übererfüllt worden. Allerdings wurden die STI-Ziele SAP zufolge am Jahresanfang 2022 gesetzt und nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs nicht angepasst.
In die Berechnungsbasis für die kurzfristige erfolgsabhängige Vergütung fließen zu 80% finanzielle Kennzahlen ein, darunter der währungsbereinigte Current Cloud Backlog, der die Entwicklung des Cloud-Geschäfts aufzeigt, das Wachstum der Cloud- und Softwareerlöse und die Margenentwicklung. Nachhaltigkeitskennzahlen haben einen Anteil von 20%.
Aus langfristigen erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteilen (LTI) hat CEO Klein im vergangenen Jahr 2,56 Mill. Euro erhalten und damit rund 1,5 Mill. Euro mehr als im Vorjahr. Die LTI werden in jährlichen Tranchen zugeteilt und ausbezahlt, nachdem die Hauptversammlung den Jahresabschluss für das dritte dem Gewährungsjahr folgende Geschäftsjahr angenommen hat. Der 2019 berufene Chief Technology Officer Jürgen Müller ist daher der Einzige aus dem Vorstandskreis, der eine höhere erfolgsabhängige Vergütung als im Vorjahr und dadurch auch eine höhere Gesamtvergütung vorweisen kann: Ihm standen erstmals LTI-Zahlungen zu, seine Gesamtvergütung kletterte dadurch von 2,9 Mill. auf 3,2 Mill. Euro.
Neue Vorstände wie Chief People & Operating Officer Sabine Bendiek erhalten für 2022 allerdings noch keine LTI-Zahlungen. Bendiek verdiente mit 1,41 Mill. Euro deutlich weniger als im Vorjahr, als sie rund 4 Mill. Euro erhielt. Auch die Vergütung von Marketingvorstand Julia White sank deutlich von 4,14 Mill. auf 2,28 Mill. Euro.
Die Zahlen sind allerdings nur bedingt vergleichbar. Sowohl White als auch Bendiek hatten allerdings im Vorjahr bei ihrem Wechsel zu SAP Ausgleichszahlungen in Millionenhöhe erhalten, um verfallende Ansprüche aus vorherigen Verträgen abzulösen.
Finanzvorstand Luka Mucic, der SAP Ende März verlässt, beendete das Geschäftsjahr 2022 mit einer Gesamtvergütung von 3,25 Mill. Euro. Für seinen ursprünglich bis Ende März 2026 laufenden Vertrag wurde eine Aufhebungsvereinbarung geschlossen, der zufolge er eine Abfindung von 9,6 Mill. Euro für die Restlaufzeit erhält. Für scheidende SAP-Vorstände gilt ein Wettbewerbsverbot von zwölf Monaten.
Zumindest anteilig bekommen auch Vorstände, die das Unternehmen verlassen haben, weiterhin Auszahlungen aus den erfolgsbasierten Vergütungsbestandteilen für die Jahre, in denen sie für SAP tätig waren. Die Ausschüttung liegt mitunter über der Vergütung mancher amtierender Vorstände: So erhielt der im November 2019 ausgeschiedene Ex-CEO Bill McDermott für 2022 noch 3,31 Mill. Euro an erfolgsabhängiger Vergütung. Jennifer Morgan, zuletzt bis April 2020 Co-CEO neben Christian Klein, kam auf 2,6 Mill. Euro.
SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner erhielt 2022 eine Gesamtvergütung von 439000 Euro.
Künftig will SAP die erfolgsabhängige Vergütung stärker auf den langfristigen Unternehmenserfolg ausrichten und Investoren- und Vorstandsinteressen klarer angleichen. Das aktualisierte Vergütungssystem soll auf der Hauptversammlung am 11. Mai vorgelegt werden.