Kritik an Corporate Governance in Spanien

Goirigolzarri räumt seinen Posten auf Druck der EZB

In Frankfurt kritisiert die Aufsicht das spanische Modell des Vorsitzenden mit exekutiven Funktionen. Caixabank zieht nun personelle Konsequenzen.

Goirigolzarri räumt seinen Posten auf Druck der EZB

Vorsitzender von Caixabank
tritt auf Druck der EZB zurück

Von Thilo Schäfer, Madrid

Der Vorsitzende von Caixabank, José Ignacio Goirigolzarri, tritt etwas überraschend von seinem Amt zurück. Der Banker verkündete auf der Verwaltungsratssitzung von Spaniens drittgrößtem Geldinstitut am Mittwoch, dass er sich auf der nächsten Hauptversammlung nicht für eine zweite Amtszeit bewerbe und stattdessen zum Jahresende ausscheiden werde. Grund dafür war offenbar der Druck vonseiten der Europäischen Zentralbank, die das spanische Modell eines „executive chairman“ kritisch betrachtet.

Muniesa der Nachfolger

Goirigolzarris Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsgremiums von Caixabank wird Tomás Muniesa, der praktisch sein ganzes Berufsleben bei La Caixa verbracht hat. Er wird Vorsitzender ohne exekutive Funktionen, die komplett an den CEO Gonzalo Gortázar übergehen. Bei der Fusion von Caixabank mit der zuvor verstaatlichten Bankia 2021 wurde Gortázar als CEO bestätigt. Goirigolzarri von Bankia wurde Vorsitzender des fusionierten Instituts und bekam die Zuständigkeit für Kommunikation, institutionelle Beziehungen und interne Buchprüfung.

Die EZB drängt schon lange

Die EZB drängt die spanischen Banken schon seit längerem dazu, dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates die operativen Befugnisse zu nehmen und die Rolle des CEO zu stärken. Die beiden Branchengrößen Santander und BBVA haben mit Ana Botín und Carlos Torres weiterhin mächtige Vorsitzende mit exekutiven Funktionen, ähnlich wie Banco Sabadell. Bankinter und Unicaja haben dieses traditionelle spanische Modell dagegen aufgegeben.

Rolle bei Stiftung ausschlaggebend

Ausschlaggebend für die Entscheidung Goirigolzarris war offenbar auch die Rolle von Criteria Caixa, der Stiftung der einstigen Sparkasse aus Barcelona, die mit 31% der Anteile Hauptaktionär von Caixabank ist. Man teile die Meinung der EZB bezüglich der Führungsstruktur, erklärte der CEO der Stiftung, Ángel Simón, in einem Interview mit der katalanischen Zeitung „La Vanguardia“ am Sonntag.

Mit Muniesa, der 1952 in Barcelona geboren wurde, steht nun wieder ein Katalane an der Spitze von Caixabank. Der Betriebswirt arbeitet seit 1976 für die ehemalige Sparkasse, die in Katalonien eine Institution ist. Von 1997 bis 2018 war er CEO der Versicherung Vidacaixa und sitzt seitdem als Vizepräsident ohne exekutive Funktionen im Verwaltungsrat von Caixabank.

Mit dem 70-jährigen Goirigolzarri verabschiedet sich eine der großen Persönlichkeiten der spanischen Bankenbranche. Der Baske kam von Banco Bilbao Vizcaya und wurde nach der Fusion mit Argentaria 2001 zum CEO des neuen BBVA. Doch 2009 erklärte Goirigolzarri seinen Rücktritt, angeblich weil er keine Chance mehr sah, den Vorsitzenden Francisco González zu beerben. Die Regierung berief ihn 2012 zum Vorsitzenden der durch die Immobilienkrise angeschlagenen und verstaatlichten Bankia. Goirigolzarri fusionierte Bankia 2021 mit Caixabank zum führenden Kreditinstitut auf dem spanischen Markt, wenn auch Santander und BBVA durch ihre internationalen Aktivitäten größere Dimensionen haben. Der Zusammenschluss von Caixbank und Bankia gilt als erfolgreich abgeschlossen.