Neuer Aufsichtsratschef

Gottschalk springt bei Commerzbank ein

Keine zwei Wochen hat es gedauert, bis die Commerzbank Ersatz für den gesundheitsbedingt ausgeschiedenen Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter gefunden hat. Wie am Sonntagabend mitgeteilt wurde, konnte der langjährige Chefkontrolleur der DZ Bank,...

Gottschalk springt bei Commerzbank ein

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Keine zwei Wochen hat es gedauert, bis die Commerzbank Ersatz für den gesundheitsbedingt ausgeschiedenen Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter gefunden hat. Wie am Sonntagabend mitgeteilt wurde, konnte der langjährige Chefkontrolleur der DZ Bank, Helmut Gottschalk, für diese Aufgabe bei der im Umbruch befindlichen Großbank gewonnen werden. Zunächst werde Gottschalk den Aktionären bei der Hauptversammlung (HV) als neues Aufsichtsratsmitglied zur Wahl vorgeschlagen, heißt es in der Mitteilung. Unmittelbar nach seiner Bestellung durch die HV will das Kontrollgremium Gottschalk als Aufsichtsratsvorsitzenden wählen.

Auch für die weitere Vakanz im Gremium nach dem Ausscheiden von Andreas Schmitz rechnet die Commerzbank mit einem zeitnahen Vorschlag durch den Aufsichtsrat (AR), so dass kurzfristig die Hauptversammlung terminiert und die Aktionäre entsprechend eingeladen werden können. Die Findungskommission des AR wird von Jutta Dönges geleitet, die in dem Gremium den Großaktionär Bund repräsentiert.

Diffiziles Mandat

Mit Gottschalk haben Dönges und ihre Mitstreiter einen Kandidaten gefunden, der für das diffizile Mandat gerüstet sein sollte. Der 69-Jährige war in der prägenden Phase von Mai 2010 bis Mai 2018 Aufsichtsratschef bei der DZ Bank. Dort war er entscheidend daran beteiligt, die Weichen für den Zusammenschluss der beiden genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ-Bank zu stellen – ohne diplomatische Fähigkeiten des Chefkontrolleurs des aufnehmenden Instituts nicht vorstellbar. Auch bei den europäischen Bankenaufsehern ist Gottschalk aus seiner früheren Funktion heraus kein unbeschriebenes Blatt. Auf der Primärbankenebene war er seit 1982 Vorstand der Volksbank Herrenberg, ab 1997 als Vorstandssprecher der heutigen Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg.

Für das Commerzbank-Mandat wird Gottschalk nun seinen Ruhestand unterbrechen – das einzig aktive Mandat ist AR-Chef bei dem zur Würth-Gruppe gehörenden Internationalen Bankhaus Bodensee, das auch die Kreditfinanzierung von Fußballclubs betreibt. Mit dem selbst erst seit Jahresanfang amtierenden Vorstandschef Manfred Knof soll bereits eine erste Kommunikation stattgefunden haben. Knofs Aufgaben zur Restrukturierung wurden bereits von Vetter abgesteckt; sie sehen unter anderem vor, dass bis Ende 2023 jede dritte Stelle im Inland gestrichen werden soll.

Mit Gottschalks Berufung bekommt die gerupfte Kapitalseite des Aufsichtsrates wieder Strukturen. Der ehemalige HSBC-Deutschland-Chef Andreas Schmitz war eigentlich als Vetter-Nachfolger vorgesehen, hatte aufgrund laufender Cum-ex-Ermittlungen bei seinem ehemaligen Arbeitgeber aber nicht das Vertrauen der AR-Kollegen auf der Kapitalseite erhalten. Sobald diese Vakanz eines einfachen AR-Mitglieds gefüllt ist, dürfte die Commerzbank über den Ersatztermin für die zunächst für den 5. Mai geplante HV informieren. Bis zur Wahl eines Vetter-Nachfolgers führt dessen Stellvertreter und Konzernbetriebsratschef Uwe Tschäge den Aufsichtsrat – und dürfte bei dem angestrebten Prozedere zumindest den Auftakt des Aktionärstreffens leiten.

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