Großaktionär will Bayer-CEO loswerden
Bloomberg – Anleger ließen sich am Montag nicht die Laune verderben, obwohl der singapurische Staatsfonds Temasek Holdings Pte angeblich auf Absetzung des Vorstandsvorsitzenden von Bayer, Werner Baumann, dringt. Die Anteilscheine verteuerten sich in Frankfurt zu Wochenbeginn um bis zu 3,5% auf 62,71 Euro, ein Niveau, das zuletzt im Juli 2020 gesehen wurde.
Großaktionär Temasek habe bei Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann seinen Unmut über die derzeitige Führung ausgedrückt, heißt es laut Bloomberg bei mit der Situation vertrauten Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten. Der Investor habe seit langem Zweifel an der operativen Leistung von Bayer unter Baumann und moniere die mangelnde Nachfolgeplanung.
Im Vorfeld der Hauptversammlung im nächsten Monat werden verschiedene Optionen erwogen, darunter ein Misstrauensvotum gegen Baumann oder eine Ablehnung der Entlastung des Managements, heißt es. Beides würde den Druck auf den Aufsichtsrat deutlich erhöhen, die Führung neu zu besetzen.
Der Schritt kommt für manche überraschend, da Baumann bereits drei Hauptversammlungen nach dem Abschluss der umstrittenen Monsanto-Übernahme überstanden hat – darunter 2019, als er eine weitgehend symbolische Vertrauensabstimmung verlor. Auch hat sich die Bayer-Aktie in den letzten Monaten gut entwickelt, dank steigender Preise für Agrarrohstoffe und eines besseren Ausblicks für die Gesundheitssparten. Seit Jahresanfang ist Bayer 33% nach oben geklettert, während der Dax um 8% gesunken ist.
Es ist allerdings unklar, ob andere große Aktionäre dem Vorstoß folgen werden. Deka Investments erklärte, man sei noch in Gesprächen mit dem Unternehmen und werde sich auf der HV äußern. Für Union Investment erklärte der Leiter Capital Markets, Janne Werning, es sei zwar richtig, dass Baumanns Vertrag ausläuft, aber „eine vorzeitige Auflösung seines Vertrags würde nur Chaos produzieren“. Temasek lehnte eine Stellungnahme ab. Bayer verwies auf eine Antwort an den ebenfalls Baumann-kritischen Schweizer Investor Alatus Capital. Dort hatte der Konzern argumentiert, dass Baumanns Team im vergangenen Jahr erfolgreich gewesen sei, und hatte auf Gewinnwachstum und Fortschritte bei der Beilegung von Rechtsstreitigkeiten verwiesen. Im vergangenen Jahr sind alle drei Geschäftsbereiche des Konzerns gewachsen, allen voran der Bereich Cropscience.
Temaseks Kritik hat weitaus mehr Gewicht als die der Schweizer, zumal ein solches aktivistisches Vorgehen für die Firma ungewöhnlich ist. Baumann ist seit dem 1. Mai 2016 Vorstandsvorsitzender der Bayer AG.