Alison Rose kämpft um ihre Pfründe
Ex-Natwest-Chefin Alison Rose kämpft um ihre Pfründe
hip London
Von Andreas Hippin, London
Die ehemalige Natwest-Chefin Alison Rose (54), die der Skandal um die Schließung eines Kontos von Nigel Farage zu Fall brachte, ist im Kampf um noch ausstehende Vergütungsbestandteile einen wichtigen Schritt weitergekommen. Die öffentliche Hand als Hauptaktionär besteht dem Vernehmen nach darauf, ihr so wenig wie möglich auszuzahlen. Die Datenschutzbehörde ICO (Information Commissioner’s Office) hatte dafür Munition geliefert.
Verwirrung um Datenschutzverstöße
Ende Oktober hatte das ICO noch festgestellt, dass Farages Datenschutzrechte verletzt wurden, als Rose Einzelheiten des Falls während eines Charity Dinners an den BBC-Reporter Simon Jack durchstach. Ihr Verhalten sei "inakzeptabel" gewesen. Es sei aber nicht nötig, weitere Schritte einzuleiten, weil sie bereits zurückgetreten sei und Natwest eine eigene Untersuchung eingeleitet habe. Damit hätte die Möglichkeit bestanden, zumindest einen Teil der Vergütung einzubehalten.
Es geht um rund 10 Mill. Pfund
Theoretisch geht es um rund 10 Mill. Pfund. Ihre Gesamtvergütung für 2023 würde sich inklusive Boni auf 5,3 Mill. Pfund belaufen. Bislang hat die erste Frau, die je an der Spitze einer der vier größten britischen Banken stand, davon 2,4 Mill. Pfund erhalten: Grundgehalt, Beiträge zur Altersvorsorge und aktienbasierter fixer Bonus. Es müsste allerdings berücksichtigt werden, dass sie nur die Hälfte des Jahres im Amt war. Das hätte Abstriche bei den variablen Vergütungsanteilen zur Folge. Außerdem könnten ihr um die 2,5 Millionen Aktien aus diversen langfristigen Leistungsanreizen im Wert von aktuell knapp 5 Mill. Pfund zugesprochen werden. Im August hatte die Bank per Pflichtveröffentlichung verlautbart, es sei noch keine Entscheidung dazu gefallen. Dann wurde spekuliert, mit den Geschäftszahlen des dritten Quartals komme die Mitteilung, wie verfahren werde. Dazu kam es jedoch nicht.
Behörde entschuldigt sich
Mittlerweile entschuldigte sich das ICO bei Rose, was nahelegt, dass ihre Anwälte gute Arbeit leisten. Man habe nach einer Beschwerde von Farage überhaupt nicht gegen sie ermittelt, sondern einzig und allein gegen die Bank. "Wir bestätigen, dass wir das Handeln von Ms. Rose nicht untersucht haben", heißt es in einem Statement. Man bedauere zudem, dass man ihr nicht die Möglichkeit gegeben habe, Stellung zu nehmen.
Erfahrene Anwälte
Rose lässt ihre Interessen von der Kanzlei Mishcon de Reya vertreten, die einst Prinzessin Diana bei ihrer Scheidung zur Seite stand. Mit Vergütungsthemen hat man dort Erfahrung. Zu den Klienten gehörten Londoner Investmentbanker der Dresdner Bank, die sich mit der Commerzbank über Ansprüche aus dem Finanzkrisenjahr 2008 stritten.
Die von Natwest beauftragte Kanzlei Travers Smith kam unterdessen zu dem Schluss, dass Coutts das vertragliche Recht zur Schließung des Kontos des prominenten Brexiteers gehabt habe. Die Sparte habe es wegen der damit verbundenen Verluste als wirtschaftlich unrentabel betrachtet. Wäre es dagegen von geschäftlichem Interesse gewesen, sei "sehr wahrscheinlich", dass die Entscheidung zur Schließung nicht gefallen wäre. Es seien allerdings eine Reihe von Fehlern gemacht worden.
Der Fall sorgte für eine hitzige Debatte um das "Debanking" politisch missliebiger Personen und Organisationen. Die Finanzaufsicht fand keine Belege. Farage hatte ein 40-seitiges Dossier des „Wealth Reputational Risk Committee“ von Coutts zitiert, das zeigt, dass politische Gründe in seinem Fall eine große Rolle spielten.