Gründer liefern Arbeitsplatzausstattung auf Mausklick
Von Stefan Paravicini, Berlin
Als Stavros Papadopoulos (29) und Julius Bolz (32) sich vor ein paar Jahren bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group kennenlernten, machten sie in gemeinsamen Projekten wiederholt die Erfahrung, dass die Ausstattung von Arbeitsplätzen für Mitarbeiter an den Nerven von Personalabteilungen, IT-Personal und Facility Management gleichermaßen zehrt – und zwar bei Mittelständlern ebenso wie in Konzernen. „Die richtige Ausstattung kaufen, viele Lieferanten koordinieren, manuelle Erfassung und Durchführung administrativer Prozesse – dazu kommen fehlende Transparenz und Flexibilität“, schilderte Bolz vor einem Jahr in einem Interview mit dem Online-Portal „Deutsche Start-ups“ den organisatorischen Alptraum der Arbeitsplatzausstattung.
100 000 Plätze ausgestattet
Im Sommer 2018 starteten die beiden Berater den Versuch, Tische, Stühle und Kaffeemaschinen für den Arbeitsplatz an Unternehmen zu vermieten. Die Idee zu Lendis war geboren. Heute bietet das Start-up seinen Kunden über die eigene Online-Plattform die Möglichkeit, die Ausstattung eines Arbeitsplatzes inklusive Technik, Elektrogeräten und Services von der Auslieferung und Montage bis hin zur Versicherung per Mausklick zu konfigurieren. In drei Jahren hat die Firma für mehr als 1000 Unternehmen mehr als 100000 Mitarbeiter ausgestattet. Zu den Kunden gehören Unternehmen wie Hochtief, Bitburger und Lufthansa, Aboutyou und Personio.
Hätte es Lendis zu Beginn der Corona-Pandemie noch nicht gegeben, hätte man ein vergleichbares Angebot für das Management von Homeoffice und hybriden Arbeitsplätzen wohl erfinden müssen. „Lendis ist einer der Gewinner der Corona-Pandemie“, heißt es ohne Umschweife in der Mitteilung zur 80 Mill. Euro schweren Series A, die das Berliner Unternehmen am Freitag verkündete. Die auf Investitionen in die Kreislaufwirtschaft spezialisierte Circularity Capital aus Edinburgh und Keen Venture Partners mit Sitz in London und Amsterdam führen die Runde an. Zu der Bewertung werden keine Angaben gemacht. Mit dabei sind auch KPN Ventures, der VC-Arm des niederländischen Telekomkonzerns KPN, der staatliche Venture-Fonds Coparion und HGDF, der VC-Arm der HGDF Familienholding aus Flensburg. Neben 30 Mill. Euro Eigenkapital stellen die Investoren 50 Mill. Euro Fremdkapital zur Verfügung. Auch die Bestandsinvestoren HV Capital, DN Capital und Picus Capital ziehen mit. Insgesamt hat Lendis schon 100 Mill. Euro eingesammelt.
Anfangs lief es nicht immer rund in der Investorenansprache. „Wir hatten eine Lieferung Ende 2018 bei unserem Investor, die leider komplett schiefgelaufen ist“, erinnerte sich Bolz. „Der Liefertermin war nicht ordentlich kommuniziert, es haben Produkte gefehlt und die Monteure waren nicht ordentlich auf die Produkte geschult. Es ist also so gut wie alles schiefgelaufen, was hätte schieflaufen können.“
Hybride Arbeit verbreitet
Die Investoren hat das nicht abgeschreckt. „Hybride Arbeit wird sich durchsetzen“, erklärt Alexander Ribbink, General Partner bei Keen Venture Partners. Die Umstellung auf die neue Art des Arbeitens sei eine große Herausforderung für Unternehmen und Lendis sei gut aufgestellt, diesen Wandel in der Arbeitswelt zu prägen. Bis 2023 wollen die beiden Gründer das Unternehmen zum führenden Anbieter von Arbeitsplatzausstattung im Software-as-a-Service-Modell in Europa machen und dafür die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Technologie- und Produktteams glatt verdoppeln.
Der Umsatz soll mehr als verdreifacht werden. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Start-up einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich, das meiste davon für Investoren besonders attraktive wiederkehrende Erlöse. Neben den Abo-Erlösen für die Ausstattung der Arbeitsplätze verdient Lendis auch mit Services rund um die Ausstattung und mit der Lizenzierung ihrer Software.