Nidec

Gründer Nagamori gibt das Steuer ab

In 48 Jahren hat Shigenobu Nagamori (76) die Nidec-Gruppe mit 300 Unternehmen rings um Elektromotoren für Festplatten, Haushaltsgeräte und Kraftwerke aufgebaut. Im soeben abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte Japans in der Marktkapitalisierung...

Gründer Nagamori gibt das Steuer ab

In 48 Jahren hat Shigenobu Nagamori (76) die Nidec-Gruppe mit 300 Unternehmen rings um Elektromotoren für Festplatten, Haushaltsgeräte und Kraftwerke aufgebaut. Im soeben abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte Japans in der Marktkapitalisierung achtgrößtes Unternehmen mit dem Hauptsitz in Kyoto einen Umsatz von 1,6 Bill. Yen (12,4 Mrd. Euro) und einen Betriebsgewinn von 160 Mrd. Yen. Jetzt gibt Nagamori die operative Führung erstmals in andere Hände. Nach der Hauptversammlung im Juni übernimmt Jun Seki (59) die Aufgabe des Chief Executive Officer.

Der frühere Nissan-Manager stieß erst im Februar 2020 zu Nidec und amtiert seit einem Jahr schon als Chief Operating Officer und Präsident. Zur Begründung zitierte Nagamori einen Satz von Nietzsche: „Die Schlange, die sich nicht häuten kann, muss sterben.“ Der extreme Wettbewerb erfordere eine einfache Organisationsstruktur für schnelles Entscheiden und flinke Abläufe, sagte der Gründer. Künftig werde die Gruppe wieder straff von oben geführt und die nichthierarchische Struktur aufgelöst.

10 Jahre gesucht

Über 10 Jahre lang hatte er einen Nachfolger gesucht. Er sollte aus der Autobranche kommen, da Nagamori vor allem mit Motoren für Elektroautos wachsen will. Dafür entstehen Fabriken in China, Polen und Mexiko. „Wir sehen uns als ‚Tesla der Elektromotoren‘“, sagte er. In der Folge soll sich der Gruppenumsatz organisch und durch Zukäufe bis 2030 auf 10 Bill. Yen (77 Mrd. Euro) versechsfachen. Doch zwei Ex-Nissan-Manager hielten dem Leistungsdruck nicht stand: Bunsei Kure vom Nissan-Zulieferer Calsonic Kansei gab nach zwei Jahren auf, Hiroyuki Yoshimoto musste nach einer Gewinnwarnung gehen. Seki wechselte nach 35 Berufsjahren von Nissan zu Nidec, nachdem ihm der erhoffte Chefsessel verwehrt wurde. Er soll den Branchenneuling Nidec als Motorenzulieferer für Elektroautos in China etablieren. Dort hatte Seki das Nissan-Gemeinschaftsunternehmen Dongfeng Motor ge­leitet.

Noch am Drücker

Die Kontrolle über sein Lebenswerk behält Nagamori jedoch: Dem Verwaltungsrat steht er weiterhin vor, zumal er mit 8,3% selbst der größte Aktionär ist. Früher hatte er erklärt, er wolle bis zum Alter von 85 Jahren arbeiten. Angeblich dauert sein Arbeitstag seit Jahrzehnten 16 Stunden. Zu seinen bekannten Sprüchen gehört: „Wenn Sie einen Tag freinehmen wollen, dann sollten sie kündigen.“ Institutionelle Investoren lieben ihn. Bei Umfragen der Zeitschrift „Institutional Investor“ bewerten sie Nidec seit neun Jahren hintereinander als bestes Unternehmen mit rein japanischem Management.