Gründer setzen sich im Machtkampf um Software One durch
Gründer setzen sich durch im Machtkampf um Software One
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Am Ende haben sich die drei Gründer des Schweizer IT-Dienstleisters Software One doch noch gegen den Verwaltungsrat und die Stimmrechtsberater wie ISS und Glass Lewis durchgesetzt. In der außerordentlichen Generalversammlung am Donnerstag in Luzern haben Daniel von Stockar, Rene Gilli und Beat Curti in einer Kampfabstimmung dafür gesorgt, dass der gesamte sechsköpfige Verwaltungsrat (mit Ausnahme von Daniel von Stockar selbst) ausgewechselt und mit den von ihnen vorgeschlagenen vier neuen und angeblich unabhängigen Personen sowie Rene Gilli besetzt wird. Die Mehrheit der Generalversammlung stimmte dem zu.
Damit schaffen die Gründer von Software One die Voraussetzung dafür, dass der Cloud-Dienstleister – immerhin mit fast 10.000 Beschäftigten der größte Wiederverkäufer von Microsoft-Software der Welt und an der Börse mit rund 3 Mrd. sfr bewertet – wie von ihnen gewünscht an den Finanzinvestor Bain Capital verkauft wird, was der Verwaltungsrat zuvor abgelehnt hatte. Stockar, Gilli und Curti gehören zusammen rund 29% der Aktien. Bain hatte eine unverbindliche Offerte im vergangenen Jahr schon von rund 19 auf rund 20 sfr erhöht. Inzwischen ist der Finanzinvestor aber nicht mehr an einem Kauf von Software One interessiert, wie aus Finanzkreisen zu erfahren ist.
An der Generalversammlung nahmen insgesamt 216 Aktionäre und Aktionärsvertreter teil, die zusammen mit dem unabhängigen Stimmrechtsvertreter 77,7% des gesamten stimmberechtigten Aktienkapitals vertraten. Sie wählten Daniel von Stockar wieder und Andrea Sieber, René Gilli, Jörg Riboni und Till Spillmann neu in den Verwaltungsrat, jeweils für eine einjährige Amtszeit bis zum Abschluss der nächsten ordentlichen Generalversammlung 2025. Sie erhielten Zustimmungswerte zwischen 65% und 88%.
Neuer alter Präsident
Daniel von Stockar, der auch Eigentümer und Chairman der Stockar Immobilien AG ist und Software One im Jahr 2000 gegründet hatte, war im April 2023 wegen seiner Nähe und seinen Kontakten zum Kaufinteressenten Bain Capital von seiner Position als Präsident des Verwaltungsrats zurückgetreten – nach zehn Jahren an der Spitze des Gremiums zog er sich auf die Position als Vorsitzender des Innovationsausschusses zurück. Als Präsident wurde Adam Warby nominiert, der Gründer des Digitaldienstleister Avanade. Zudem berief das Unternehmen im Frühjahr 2023 mit Brian Duffy für die geplante Transformation vom reinen Software-Wiederverkäufer zum gehobenen Software-Dienstleister einen neuen CEO, der vom Cloud-Geschäft von SAP kommt und den Umbau beschleunigen soll.
Jetzt soll Daniel von Stockar, der die außerordentliche Hauptversammlung zusammen mit den beiden anderen Gründern angezettelt hatte, erneut Präsident des Verwaltungsrats werden. Weil sich das schon im März abgezeichnet hatte, kam es bereits zu zwei Rücktritten: Der in der Wirtschaftswelt prominente ABB-Finanzvorstand Timo Ihamuotila und die Anwältin Isabelle Romy kündigten an, dass sie sich nicht zur Wiederwahl stellen würden.
Nach den Plänen des Verwaltungsrats hätten Präsident Adam Warby sowie die übrigen zur Wiederwahl anstehenden Mitglieder gewählt werden sollen. Zudem empfahl der Verwaltungsrat die Wiederwahl von Daniel von Stockar und Andrea Sieber als Vertreter der Gründeraktionärsgruppe. In einem Brief an die Aktionäre hatte Warby in der vergangenen Woche betont, seiner Ansicht nach sei „ein ausgewogener Verwaltungsrat im besten Interesse aller Beteiligten“. Dies gelte auch für diejenigen, die einen Verkauf des Unternehmens bevorzugen würden. Er betont: „Wir haben unsere Bereitschaft erklärt, einen solchen Verkauf innerhalb eines angemessenen Zeitabstands zu prüfen.“ Wie Warby weiter schrieb, könnte „ein völlig neuer Verwaltungsrat ohne aktuelle Kenntnisse des Geschäfts und des Marktes aber Schwierigkeiten haben, das für die Aktionärinnen und Aktionäre beste Resultat zu erreichen, und er wäre von Natur aus in einen Konflikt verwickelt, wenn es darum ginge, alle Optionen sorgfältig gegeneinander abzuwägen“. Es bestehe daher ein „erhebliches Risiko“, dass ein völlig neuer Verwaltungsrat die Situation des Unternehmens destabilisieren würde.