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Gründer von Windeln.de bringen ihr Baby an die Börse

Von Stefan Paravicini, Frankfurt Börsen-Zeitung, 11.4.2015 Mit Windeln und Unternehmensgründern ist es so eine Sache. Wenn von beidem in einem Satz die Rede ist, dann geht es meistens darum, dass sich ein Jungunternehmer mal eine Auszeit nehmen...

Gründer von Windeln.de bringen ihr Baby an die Börse

Von Stefan Paravicini, FrankfurtMit Windeln und Unternehmensgründern ist es so eine Sache. Wenn von beidem in einem Satz die Rede ist, dann geht es meistens darum, dass sich ein Jungunternehmer mal eine Auszeit nehmen will, um sich endlich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern. Bei Alexander Brand und Konstantin Urban, beide Anfang vierzig, ist das anders. Im Januar 2010 gründeten sie zusammen mit Dagmar Mahnel den Online-Händler Windeln.de, der sich in Deutschland mittlerweile zu einer der ersten Internetadressen für Babybedarf entwickelt hat und im Mai seinen Einstand auf dem Frankfurter Börsenparkett geben könnte.Die Idee kam den beiden Familienvätern nicht am Wickeltisch, sondern bei einem Strandspaziergang von Urban mit seiner Frau, wie er einmal der “Lebensmittel Zeitung” verriet. Allzu lang muss der Spaziergang dafür nicht gewesen sein, denn die Idee für einen auf Baby-Bedarf spezialisierten Online-Händler war nicht ganz neu. Baby-Markt.de, an der sich Tengelmann Ventures beteiligt hat, ist bereits seit 2003 aktiv. Der führende US-Anbieter Diapers.com, den Brand und Urban bei der Gründung ihres Unternehmens als Blaupause vor Augen hatten, wurde wenig später für gut 500 Mill. Dollar vom Internetkonzern Amazon gekauft. Amazon vertreibt in den USA mittlerweile auch eine eigene Marke für Windelhöschen und könnte damit schon bald an deutschen Wickeltischen vorstellig werden.”Windeln müssen regelmäßig besorgt werden, aber keiner schleppt gerne die Packungen nach Hause”, brachte Alexander Brand einmal auf den Punkt, was Windeln selbst für Konzerne wie Amazon interessant macht. Wer eine Schachtel Pampers bestelle, sei sich außerdem im Klaren darüber, was er bekommt. Die Retouren bei Windeln.de, die mittlerweile weit mehr als nur das namensgebende Kernprodukt zu bieten hat, liegen denn auch deutlich niedriger als etwa bei Mode-Anbietern wie Zalando. Die Kundschaft bietet trotzdem Upselling-Potenziale etwa im Kinderzimmer, wenigstens bis der Sprössling ins Teenager-Alter gekommen ist und das Taschengeld auf Internetportalen der eigenen Wahl ausgibt.Brand, der in Karlsruhe und in Stanford studiert hat, startete seine Karriere als Berater bei A.T. Kearney und Siemens Management Consulting. Er gründete Snap12, eine Agentur für mobiles Marketing, die später an Plan.net verkauft wurde. Vor dem Start mit Windeln.de war er sieben Jahre für Siemens tätig und zuletzt für den Vertrieb von Telefonanlagen in Europa verantwortlich. Urban, der in München studiert und ein MBA-Programm am Babson College in Boston absolviert hat, startete seine Laufbahn bei Gemini Consulting. Danach ging es zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, wo er als Geschäftsführer der Holtzbrinck Networks und der Holtzbrinck Ventures über zwölf Jahre das Beteiligungsgeschäft mit aufbaute. Hier stand Urban an der Wiege von Internet-Diensten wie der Partnervermittlung Par-ship und der Jobvermittlung Experteer. Jetzt bringt er zusammen mit Brand und dem zum 1. April berufenen CFO Dr. Nikolaus Weinberger das eigene Baby an die Börse. CFO von Goldman SachsWeinberger (40) kommt von der Investmentbank Goldman Sachs, wo er 15 Jahre lang vor allem Unternehmen der Konsumgüterbranche, den Einzelhandel und E-Commerce im Blick hatte. Die Bank hält derzeit knapp 13 % an Windeln.de. Beim geplanten Börsengang fungiert Goldman Sachs zusammen mit BoA Merrill Lynch und Deutsche Bank als Koordinator und Buchführer.