Gute Zeiten für den CEO der Munich Re
Gute Zeiten für den Chef von Munich Re
Von Stefan Kroneck, München
Wenn es einem Unternehmen gut geht, ist auch der Chef bester Laune. Der Vorstandsvorsitzende von Munich Re hat viele Gründe, sich am Mittwoch zur Vorlage der endgültigen Quartalszahlen in einem Stimmungshoch zu befinden. Joachim Wenning steuert den größten Rückversicherer der Welt auf Rekordkurs. Zweieinhalb Wochen zuvor erhöhte der traditionsreiche Dax-Konzern sein Gewinnziel nach soliden vorläufigen Eckdaten für den zurückliegenden Dreimonatsabschnitt. Munich Re teilte ad hoc mit, 2023 einen Überschuss von 4,5 Mrd. Euro anzupeilen. Nach neun Monaten verdiente der Branchenprimus nach eigenen Angaben bereits 3,6 Mrd. Euro. Munich Re war damit nur noch 400 Mill. Euro von der bisherigen Vorgabe von 4 Mrd. Euro entfernt.
Der 58-jährige promovierte Volkswirt führt die Munich Re seit sechseinhalb Jahren. Anfang 2021 verlängerte der Aufsichtsrat unter Leitung seines Amtsvorgängers Nikolaus von Bomhard den Arbeitsvertrag des CEO vorzeitig um weitere fünf Jahre bis Ende 2026. Wenning wäre dann 61 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt hätte er die Altersgrenze von 60 Jahren überschritten. Die Statuten von Munich Re schreiben vor, dass es ab dieser Schwelle möglich ist, den Vertrag aufzulösen. Geschieht dies nicht, läuft Wennings Vertrag automatisch bis zum Ende der Laufzeit. Spätestens zur Mitte der laufenden Dekade wird er Bilanz ziehen müssen, ob seine Mehrjahresstrategie „Ambition 2025“ bis dahin aufgegangen ist. In diesem Konzept stellt er unter anderem kontinuierlich steigende Gewinne und Dividenden in Aussicht.
Aktienkurs verdoppelt
Munich Re ist unter seiner Führung auf einem guten Weg, die Versprechungen an die Anteilseigner zu erfüllen. Der Marktführer bekommt Rückenwind von steigenden Marktzinsen und einer in diesem Jahr bislang ziemlich glimpflich verlaufenden Hurrikan-Saison. Zugleich steigen die Preise für Rückversicherungsdeckungen seit einigen Jahren auf breiter Front. Der Zyklus dauert an. Das hebt insgesamt die Profitabilität von Munich Re. Die robusten Fundamentaldaten überzeugen die Anleger. Seit Wennings Amtsantritt hat sich der Wert der Aktie mehr als verdoppelt.
Dabei verliefen die ersten Jahre unter seiner Ägide für das Unternehmen holprig. Belastungen in Milliardenhöhe von tropischen Wirbelstürmen verhagelten die Konzernbilanz. Ebenso die Corona-Pandemie. Munich Re erwies sich aber als finanziell robust genug, diese Krisen zu überwinden. Das Zinstief, mit dem sich von Bomhard noch zuvor jahrelang herumplagen musste, ging zu Ende. Der Markt drehte sich zum Vorteil für die Munich Re, einen der größten institutionellen Anleger der Welt. In dieser günstigen Gemengelage fällt es Wenning leicht, neue margenstarke Ertragsquellen zu erschließen. Der Bedarf an Deckungen gegen Cyberrisiken im Zeitalter der Digitalisierung wächst, um nur ein Beispiel zu nennen. Zugleich mauserte sich die Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo von einem Sorgenkind zu einem verlässlichen Ertragsbringer des Mutterkonzerns.
Mit ruhiger Hand
Wenning steuert das Unternehmen behutsam mit ruhiger Hand. Er gilt als Manager ohne Allüren. Das passt zur Firmenkultur von Munich Re. Der verheiratete Familienvater ist ein Eigengewächs des Konzerns. Seit 33 Jahren arbeitet er für die Munich Re. 2009 stieg er in den Vorstand auf. Im obersten Führungsorgan verantwortete er zunächst die Lebensversicherungsaktivitäten, später kam das Personalwesen hinzu.
Im April 2017 übernahm er das Zepter von Bomhard. Für den Konzern glich das seinerzeit einer Zäsur, waren doch die meisten CEOs von Munich Re bis dahin Juristen gewesen. Unter der Regie des kühl kalkulierenden Ökonomen Wenning bekommt die Equity Story von Munich Re neuen Schwung.