Hainer-Abschlag lastet auf der Adidas-Aktie
jh – Steigt der Aktienkurs, freut sich der Vorstandsvorsitzende. Im Prinzip leuchtet dieses Zusammenspiel vom Marktwert des Unternehmens und der Gemütslage des Spitzenmanagers sofort ein. Es gibt aber Ausnahmen. So ist zu bezweifeln, dass Adidas-Chef Herbert Hainer auf den jüngsten Kurssprung mit Jubel reagiert hat.Innerhalb einer Viertelstunde kletterte der Aktienwert von Adidas 3 %.Den Ausschlag gab eine Meldung des “Manager-Magazins”, das wie jeden Monat mit Nachrichtenhäppchen die Werbetrommel für die neue Ausgabe rührt. Berichtet wird von einem langen und intensiven Gespräch. Igor Landau (71), der Aufsichtsratschef von Adidas, soll es mit Kasper Rorsted (53), dem Vorstandsvorsitzenden von Henkel, geführt haben. Landau sucht einen Nachfolger für den 61-jährigen Hainer, der spätestens zum Vertragsende im März 2017 abtreten wird.Doch alle Investoren, die sich von einem Adidas-Chef Rorsted mehr Wachstum und Gewinn des Sportartikelanbieters versprechen, wurden ein paar Zeilen später enttäuscht: Ihr Hoffnungsträger und Landau konnten sich nicht einigen. Das Kursplus schrumpfte schnell. Sofort gab es Erklärungsversuche an der Börse: Offensichtlich hätten einige Händler nicht so weit gelesen und schnell Adidas-Aktien gekauft. “Ich suche nicht selbst”Wie auch immer, ein möglicher vorzeitiger Abgang Hainers hat den Kurs beflügelt. Leidet die Aktie also an einem Hainer-Abschlag? Oder gab es einen Bonus für Rorsted, weil ihm mehr Managementqualitäten zugetraut werden? Vermutlich ist es eine Mischung aus beidem.Wieder einmal ließ sich bestaunen, wie sensibel und schnell die Börse auf Wechsel im Topmanagement reagiert – und seien es nur Gerüchte. Schon legendär ist der Kurssprung der Daimler-Aktie, als Jürgen Schrempp im Juli 2005 seinen Rücktritt als Konzernchef ankündigte. In wenigen Stunden schoss der Wert um fast 11 % nach oben.Adidas will sich von Kurskapriolen und vom Dauergrummeln mancher Investoren nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nach wie vor gelte, was das Unternehmen im März 2014 bekannt gab und im Februar dieses Jahres bestätigte: Der Aufsichtsrat nehme sich ausreichend Zeit, die bestmögliche Nachfolge für Hainer zu finden und für einen reibungslosen Übergang zu sorgen, heißt es in einer Stellungnahme. “Die Nachfolgesuche läuft sowohl intern wie extern und ist langfristig angelegt.” Dass Hainer da mitmischt, bestreitet der Vorstandschef. Angesprochen auf dieses Gerücht, sagte er im Mai: “Ich suche nicht selbst.” Das “Manager-Magazin” hatte dies damals behauptet und von einem engen Austausch Hainers mit Rorsted geschrieben. Richtig ist jedenfalls, dass sich beide kennen.Am Freitag ging es mit dem Kurs von Adidas nochmals nach oben. Der Titel war einer von nur zwei Werten mit Pluszeichen in einem ganz schwachen Dax. Für Auftrieb sorgten allerdings nicht neue Spekulationen, sondern die britische Investmentbank HSBC. Sie stufte die Adidas-Aktie von “halten” auf “kaufen” hoch – wegen “überraschend starker Wachstumsaussichten” für dieses und nächstes Jahr.