Hans-Peter Olsen 65
cd – Es gibt mehrere Gründe, weshalb Hans-Peter Olsen über seinen 65. Geburtstag heute und über den Wechsel in den Ruhestand Ende Juli 2017 hinaus bei vielen Vorständen der deutschen Industrie im Gedächtnis bleiben wird. Zum einen sind es seine tiefgründigen wie auch sachverständigen Fragen in den Bilanzpressekonferenzen, zum anderen sein sich in Interviews alle 30 Minuten zum Kassettenwechsel quietschend in Erinnerung rufendes Aufnahmegerät, das er über viele Jahre hinweg auch dann noch einsetzte, als alle übrigen Kollegen längst auf digitale Aufnahmegeräte oder Smartphones setzten. Das soll nicht heißen, dass Peter Olsen nicht aufgeschlossen wäre für neue Technologien – im Gegenteil, oft beherrscht er sie besser als die meisten seiner Kollegen. Aber neue Technologien mussten sich erst bewähren und ihren Vorteil gegenüber Bewährtem unter Beweis stellen. Diese Grundeinstellung prägt auch Olsens Arbeit als Wirtschaftsjournalist, die er vor 40 Jahren mit einem Volontariat bei der Nachrichtenagentur vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste in Eschborn begann und im Sommer dieses Jahres nach zwei Jahrzehnten als für Unternehmensberichterstattung verantwortlicher Ressortleiter der Börsen-Zeitung beenden wird. VWD, FNP, BöZOlsens journalistischer Fokus galt von Beginn an Wirtschaftsthemen und insbesondere den Unternehmen der Industrie. Nach Schul- und Studienzeit in Frankfurt mit Abschluss als Diplom-Volkswirt startete der gebürtige Berliner 1977 die Volontärsausbildung in der vwd-Zentralredaktion in Eschborn, wo er ab 1978 als Wirtschaftsredakteur und bald als verantwortlicher “Schichtleiter” tätig war. 1980 wechselte er in die Wirtschaftsredaktion der “Frankfurter Neuen Presse” (FNP). 1983 übernahm er die Leitung des Wirtschaftsressorts dieser Regionalzeitung, die damals beinahe jeder im Frankfurter Speckgürtel wohnende Manager aufgrund des Lokalteils der Kopfblätter “Taunus-Zeitung”, “Höchster Kreisblatt” und “Nassauische Neue Presse” morgens auf dem Frühstückstisch hatte. Entsprechend ambitioniert und respektiert war die Wirtschafts-, Unternehmens- und Bankenberichterstattung des Blattes.Ein Wechsel der Chefredaktion Mitte der 90er Jahre brachte viel Unruhe ins Haus, etliche leitende Redakteure suchten das Weite. Peter Olsen fand vorübergehend im Frankfurter Citybüro von vwd eine neue Aufgabe als Korrespondent, ehe er 1997 zur Börsen-Zeitung stieß und 1998 in Nachfolge von Claus Döring die Leitung der Unternehmensberichterstattung übernahm. AutoexperteDer industrielle Wandel am Standort Frankfurt brachte es mit sich, dass von den einst von Olsen betreuten börsennotierten Unternehmen der Region wie Hoechst, Degussa, Holzmann, Buderus oder Dyckerhoff nicht mehr viel geblieben ist. Umso intensiver hat er sich mit den Jahren der deutschen und auch internationalen Automobilindustrie gewidmet, die in Olsen einen profunden Kenner der Branchenentwicklung und Unternehmenszahlen wie auch der technischen Fragen und Trends gefunden hat. Dass Olsen, der seine Freizeit gerne aktiv auf Fußballfeldern und Tennisplätzen verbringt, privat gerne gut motorisiert unterwegs ist, dann aber lieber auf zwei als auf vier Rädern, hat seine journalistische Neugier und Expertise zweifelsohne befeuert.Das journalistische Handwerkszeug jüngeren Kollegen beibringen zu können, gehört zu den Stärken des mit einer Lehrerin verheirateten Redakteurs alter Schule, hohe redaktionelle Qualität zu seinem Anspruch – an sich und an seine Kollegen. Gut 20 Jahre lang werden die Leser dieser Zeitung davon profitiert haben, wenn er im Sommer die Ressortleitung an Sebastian Schmid übergibt, der nach fünfjähriger Korrespondententätigkeit für die Börsen-Zeitung in New York in die Zentralredaktion nach Frankfurt zurückgekehrt ist.