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Hans van Bylen bricht mit Henkel in die Zukunft auf

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 5.11.2016 Was plant Hans van Bylen? Welche Duftmarken will der bisherige Kosmetik-Chef als neuer Henkel-Lenker setzen? Am 17. November wird das Geheimnis gelüftet. Ein halbes Jahr nach seinem...

Hans van Bylen bricht mit Henkel in die Zukunft auf

Von Antje Kullrich, DüsseldorfWas plant Hans van Bylen? Welche Duftmarken will der bisherige Kosmetik-Chef als neuer Henkel-Lenker setzen? Am 17. November wird das Geheimnis gelüftet. Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt stellt der Vorstandsvorsitzende des Klebstoff- und Konsumgüterkonzerns seine Mittelfristziele bis zum Jahr 2020 vor.Damit die Spannung nicht unerträglich wird, hat van Bylen kürzlich bereits einige Hinweise gegeben, wohin die Reise gehen soll. Im Interview der “Financial Times” ließ er durchblicken, dass er auf die Markenartikel-Geschäfte ein stärkeres Augenmerk richten möchte. Hier seien die Lücken – sowohl regional als auch in der Produktpalette – größer: “Wir haben mehr weiße Flecken in unserem Konsumgütergeschäft als in unserem industriellen Klebstoffgeschäft”, analysierte van Bylen. Und keiner dürfte die Lücken besser kennen als der 55-Jährige, der bereits seit 32 Jahren in Diensten des Düsseldorfer Traditionskonzerns steht. Henkel ist bei Klebstoffen Weltmarktführer, im Waschmittelgeschäft und vor allem in der Kosmetik aber rangieren noch diverse Wettbewerber vor den Düsseldorfern.Große strategische Überraschungen sind bei dem konservativen, von der Henkel-Familie in fünfter Generation kontrollierten Konzern nicht zu erwarten – auch das ist die Botschaft, die der neue Chef schon einmal im Voraus bei den Investoren platzierte. Noch ein bisschen mehr Effizienz, als sein Vorgänger, der heutige Adidas-Chef Kasper Rorsted, aus dem Konzern herausgekitzelt hat, noch mehr Geschäft in den Emerging Markets und noch mehr Chancen nutzen durch die Digitalisierung – das sind einige der Schlagworte.Neu ist der geplante Ausbau des Service-Geschäfts. Den Gedanken hat van Bylen aus der Automobilwelt übernommen, deren Konzerne sich von Herstellern zu Mobilitätsanbietern wandeln. Van Bylen sieht Henkel in der Zukunft nicht mehr nur als Hersteller von Waschmitteln, sondern als Dienstleister in Sachen Wäsche – Hol-und-Bring-Service inklusive.Interessant wird sein, für welche Zielgrößen sich Henkel unter van Bylen entscheidet. Mit dem vor vier Jahren ausgegebenen Plan, den Konzernumsatz auf einen festgelegten Wert (20 Mrd. Euro) zu steigern, tat der Konzern sich wegen unerwartet heftiger Währungseffekte schwer. Der Abschied von Zielen, die besonders stark von nicht zu beeinflussenden Umständen abhängen, scheint wahrscheinlich. Bei der Bekanntgabe der Ziele wird sich van Bylen erstmals physisch als Konzernchef der Presse stellen. Der Belgier, der seit 2005 dem Vorstand angehört, wirkt im Auftritt um einiges zurückhaltender als sein Vorgänger.Um nicht zu viel Input an einem Tag zu geben, holt Henkel in Sachen Kommunikation zum Doppelschlag aus. Statt wie vor vier Jahren die Mittelfristziele zusammen mit dem Zwischenbericht zu veröffentlichen, trennt der Persil-Hersteller jetzt beide Termine.Den Quartalsbericht legt Henkel gut eine Woche früher am Dienstag (8. November) vor. Analysten erwarten ordentliche Zahlen, was nach den glänzenden Halbjahreszahlen im Sommer nicht verwundert. Auch der große Konkurrent Procter & Gamble konnte bereits im Oktober mit passablen Zahlen überzeugen. Und den inländischen Wettbewerber Beiersdorf feierten die Investoren erst am Donnerstag für mehr Optimismus bei der Ergebnisprognose.Doch nicht nur beim Blick auf die harten Zahlen wie Marge und Umsatz ist Hans van Bylen bis jetzt ein Einstand nach Maß gelungen. Nur zwei Monate nach dem Erklimmen des Chefpostens setzte er zur Milliardenakquisition des Waschmittelproduzenten Sun Products in den USA an, die er ungemein zügig bereits Anfang September abschloss. Auch die Finanzierung des Deals geriet zum Vertrauensbeweis. Als erstes deutsches Unternehmen gelang es Henkel, einen Bond mit negativer Rendite am Primärmarkt zu platzieren. Dax abgehängtDer Lohn der Investoren kommt in Sachen Aktienkurs-Performance daher. In den sechs Monaten seit dem Amtsantritt van Bylens hat Henkel den Dax klar geschlagen – und den Wert des Familienkonzerns um rund 5 Mrd. Euro gesteigert.