PERSONEN

Hans Vontobel

Von Daniel Zulauf, Zürich Börsen-Zeitung, 5.1.2016 Der Zürcher Finanzplatz hat mit dem Tod von Hans Vontobel eine seiner letzten prägenden Figuren verloren. Der frühere Patron und Hauptaktionär der Wertpapierhandels- und Vermögensverwaltungsbank...

Hans Vontobel

Von Daniel Zulauf, ZürichDer Zürcher Finanzplatz hat mit dem Tod von Hans Vontobel eine seiner letzten prägenden Figuren verloren. Der frühere Patron und Hauptaktionär der Wertpapierhandels- und Vermögensverwaltungsbank Vontobel bleibt der Nachwelt als sprechendes Gewissen eines Berufsstandes in Erinnerung, dem in den vergangenen Jahren selbst Grundregeln des Anstandes abhandengekommen zu sein schienen. Doch Hans Vontobel, der am Sonntag im Alter von 99 Jahren verstarb, war vor allem auch ein Unternehmer, der die Zeichen der Zeit mehrheitlich schneller erkannte als andere.Er musste lange warten, um diese Talente zeigen zu können. Zwar trat der gelernte Jurist schon im Alter von 27 Jahren ins Unternehmen seine Vaters Jakob ein, und schon mit 34 Jahren durfte er sich dort als Juniorpartner bezeichnen. Doch dann verstrich ein Vierteljahrhundert, bis Hans 1976, unmittelbar nach dem Tod seines inzwischen 91-jährigen Vaters, auch offiziell die Zügel der Bank in die Hand bekam.Hans Vontobels große Zeit kam, als er selbst schalten und walten durfte. In jenen 15 Jahren, in denen er zunächst die operative Führung und dann, von 1981 bis 1991 den Verwaltungsratsvorsitz ausübte, stieß die Bank in neue Dimensionen vor. Da war zunächst die Umwandlung in eine “AG für Partizipation”, die der erste Schritt in Richtung der 1986 erfolgten Publikumsöffnung war. Da war aber auch die frühzeitige Übergabe der operativen Leitung an seinen einzigen Sohn Hans-Dieter (1981), der “nicht bis ins höhere Alter an den Vater rapportieren” sollte, wie der Verstorbene seinen Entscheid begründet hat.Trotz der Verlockungen des boomenden Privatkundengeschäfts glaubte Hans Vontobel eisern an die Wurzeln seines Instituts. Für rund 100 Mill. sfr ließ er Ende der achtziger Jahre ein neues Handelszentrum bauen, obschon die Abschaffung des alten Gebührenkartells (1991) bereits in Sichtweite war. Noch heute gehört Vontobel zu den führenden Handels- und Emissionsbanken in der Schweiz. Auch der Aufbau einer Division für das Verwalten von Fondsvermögen und anderen institutionellen Geldern hat in der Ära Hans Vontobel Züge angenommen, welche die Identität der Firma prägen. So ist die in der Zeit Hans Vontobels eröffnete New Yorker Niederlassung nun die Basis eines erfolgreichen Aktienteams, mit dem die Bank als Spezialistin für Schwellenländer-Märkte seit längerer Zeit Furore macht. Als weitsichtiger Unternehmer verlor Hans Vontobel auch die Nerven nicht, als seine Bank vor 15 Jahren im Zug der Dotcom-Blase in große Schwierigkeiten geriet.Vontobel sorgte dafür, dass die Aktien der Familie zusammenblieben. Sein eigener Anteil von rund 20 % ist in einen Aktionärspool eingebunden, der mindestens bis Ende 2017 46 % aller Aktien der Bank bündelt. Darüber hinaus besitzen die Familienaktionäre weitere 16 %. Kurz vor Weihnachten erlebte Hans Vontobel seine vielleicht größte Genugtuung. Mit seiner Enkelin Maja Baumann und Björn Wettergren, dem Sohn seiner Nichte, haben sich zwei Familienangehörige zur Wahl in den Verwaltungsrat gestellt. Die Familie wird also weiterhin die Bank prägen.