BDI

Haupt­geschäftsführer Joachim Lang geht

Fünf Jahre stand Joachim Lang als Hauptgeschäftsführer der operativen Spitze der mächtigen Industrielobby BDI vor. Nun verlässt er überraschend den Verband.

Haupt­geschäftsführer Joachim Lang geht

wf

Der Industrieverband BDI muss seine operative Führung neu aufstellen. Dr. Joachim Lang (54), seit 2017 Hauptgeschäftsführer und noch ein Jahr länger Mitglied des Leitungsgremiums, verlässt überraschend die einflussreiche Lobbyvertretung der deutschen Wirtschaft in Berlin. Lang werde das BDI-Präsidium bei der nächsten Sitzung am 21. Februar bitten, seine Funktion als Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Präsidiums niederlegen zu können, um sich künftig neuen Aufgaben außerhalb des Verbandes zu widmen, teilte der Verband mit. „Dies geschieht in voller wechselseitiger Wertschätzung der Beteiligten“, erklärten BDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Siegfried Russwurm (58) und Lang gemeinsam. Die Tätigkeit soll zum 31. Mai enden. In der Übergangszeit werde der BDI unter Koordination von Russwurm mit den Mitgliedern der Hauptgeschäftsführung – Holger Lösch, Wolfgang Niedermark und Iris Plöger – geführt.

„Nach fünf intensiven und erfüllten Jahren im Amt habe ich beschlossen, neue inhaltliche und berufliche Ziele zu verfolgen“, erklärte Lang. „Dem BDI werde ich immer eng verbunden bleiben.“ Russwurm verwies auf die „große Umsicht und den hohen persönlichen Einsatz“, mit denen Lang sein Amt geführt habe. „Wir bedauern und respektieren den Wunsch von Herrn Dr. Lang und wollen ihm entsprechen“, erklärte er. „Die Welt“ zitierte aus Branchenkreisen, dass der unionsnahe Lang gehen müsse, weil sich der BDI nach dem Regierungswechsel neu in Richtung Ampel-Koalition aufstellen wolle. Dies passt indessen nicht in die bisherige Linie des BDI: Der langjährige Hauptgeschäftsführer Dr. Ludolf von Wartenberg (80), CDU-Politiker, Bundestagsabgeordneter sowie parlamentarischer Staatssekretär bei Wirtschaftsminister Martin Bangemann (FDP), führte den BDI von 1990 bis Ende 2006 – und damit auch während der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder (SPD).

Lang wirkte im BDI nicht nur an der Seite von Russwurm. Als Hauptgeschäftsführer begleitete er bereits die Amtsperiode von BDI-Präsident Dieter Kempf (2017 bis 2020) und die auslaufende Amtszeit von dessen Vorgänger Ulrich Grillo (2013 bis 2016) in der Geschäftsführung.

Verband gut aufgestellt

Lang hinterlässt einen gut aufgestellten BDI – finanziell, organisatorisch und inhaltlich. Während seiner Amtszeit waren die Wirtschaft und die Industrie mit klaren Positionen präsent. Den Brexit bereitete der Verband mit einer groß angelegten Taskforce vor, in der vielfältige Aspekte des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU adressiert und Lösungen entwickelt wurden. Unter der Koordination des BDI wirkten die starken Branchenverbände, Unternehmen und Dachorganisationen wie die Arbeitgebervereinigung BDA, die Kammerorganisation DIHK, der Bankenverband oder die Assekuranz mit ihrer Vertretung GDV mit. In der Klimapolitik setzte der BDI mit zwei großen Klimastudien Marksteine für – politisch ungelöste – wirtschaftliche Fragen zur Klimaneutralität.

Der promovierte Jurist und Politikwissenschaftler Lang ist in Industrie und Politik gut verdrahtet. Promoviert wurde er über ein aktienrechtliches Thema. Bevor er 2016 zum BDI kam, war er knapp zehn Jahre Leiter der Repräsentanz von Eon in Berlin. Der Energiekonzern war vom politisch motivierten und nicht konfliktfreien Ausstieg aus der Kernenergie betroffen. Seine Laufbahn führte Lang über verschiedene Stationen – in der Ministerialbürokratie als Dezernent für Rüstungskontrolle im Bundesverteidigungsministerium, im Parlament unter anderem mit Tätigkeit für verschiedene Bundesratsausschüsse und im Bundestag als Koordinator für Bund-, Länder- und Europaangelegenheiten beim Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion. Die Entscheidung über seinen weiteren beruflichen Weg soll noch nicht gefallen sein. Optionen dürfte es genügend geben.

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