Hella-Lenker Jürgen Behrend tritt nach 30 Jahren ab
ak – Beim Automobilzulieferer Hella geht im nächsten Jahr eine Ära zu Ende. Nach 30 Jahren in der Unternehmensspitze scheidet Dr. Jürgen Behrend Ende Mai 2017 als geschäftsführender, persönlich haftender Gesellschafter bei dem Lippstädter MDax-Konzern aus. Er dürfte einer der am längsten amtierenden Topmanager eines Milliardenunternehmens sein – aber auch einer der öffentlichkeitsscheuesten. Interviews mit ihm sind extrem selten, auch ein Wikipedia-Eintrag – bei MDax-Lenkern praktisch Standard – existiert von ihm nicht.Mit dem Abgang von Behrend (Jahrgang 1949) verabschiedet sich die Eigentümerfamilie aus der operativen Führung des Licht- und Elektronikspezialisten. Behrend hatte in den Hueck-Clan eingeheiratet und die Tochter des früheren Patriarchen Arnold Hueck geehelicht. Er repräsentiert die dritte Generation der Unternehmerfamilie aus Südwestfalen. Dass es keinen Nachfolger für ihn geben werde, hatte der Manager bereits vor zwei Jahren angekündigt. “Für Hella bedeutet das, dass wir vom familiengeführten zum familienkontrollierten Unternehmen werden.” Behrend will jedoch weiter präsent bleiben und in den Gesellschafterausschuss des Konzerns wechseln.Als strategischer Kopf führt Behrend seit zwölf Jahren im Duo mit dem früheren McKinsey-Mann Dr. Rolf Breidenbach die Geschäfte. Breidenbach ist Vorsitzender der Hella Geschäftsführungsgesellschaft mbH, die nach Behrends Ausscheiden alleinige persönlich haftende Gesellschafterin wird. Der spektakulärste Coup der gut eingespielten Doppelspitze war der Börsengang des Familienkonzerns Ende 2014. In einem rauen Umfeld hatte das Unternehmen mit einer finessenreichen Transaktion und mit zwei Privatplatzierungen den Sprung aufs Parkett geschafft. 60 % behielt die Familie, die etwa 60 Gesellschafter zählt. Die Mehrheit ist durch eine Poolvereinbarung bis mindestens 2024 gesichert. An der Börse wird Hella heute mit knapp 4 Mrd. Euro bewertet.