Henning Kagermann 65
Von Heidi Rohde, FrankfurtSAP -Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner, mit dem Henning Kagermann von 1998 bis 2003 eine Doppelspitze bei dem Walldorfer Softwarekonzern bildete, hat ihn einmal als “Glücksfall für mich und die SAP” bezeichnet. Tatsächlich war der habilitierte Physiker mit stets kühlem Kopf und einem ruhigen, verbindlichen Führungsstil das ideale Pendant zu dem emotionalen Raubein Plattner, der sich gern als Enfant terrible unter den SAP-Gründern gerierte.Kagermann, der am morgigen Donnerstag seinen 65. Geburtstag feiert, hat sein gesamtes Managerleben bei SAP verbracht. Er stieß schon 1982 zu der noch jungen Softwareschmiede und wurde neun Jahre später in den Vorstand berufen, in dem lange Zeit viele Fäden bei ihm zusammenliefen. Insbesondere füllte er in den Augen der Investoren die Rolle eines inoffiziellen Finanzvorstands aus, ein Ressort, das SAP im Vorstand erst 2001 schuf. Als langjähriger Weggefährte genoss Kagermann stets das uneingeschränkte Vertrauen der SAP-Gründer. Seine Berufung zum alleinigen Vorstandschef, als Plattner 2003 in den Aufsichtsrat wechselte, galt als unstrittig. Bis 2009 blieb er Vorstandssprecher und führte SAP nach schwierigen Jahren zu Beginn des Jahrtausends erfolgreich auf einen Wachstumspfad zurück.Manch Außenstehenden mag es daher überrascht haben, dass Kagermann nach Ablauf seines Vertrags dem Konzern gleich komplett den Rücken kehrte. Er war damit einer von ganz wenigen Unternehmenslenkern im Dax, die nicht in den Aufsichtsrat wechselten, wobei sicher eine Rolle spielte, dass dort der Platz an der Spitze eben schon besetzt war. “Wenn sie meinen Rat brauchen, wissen sie ja, wo ich zu erreichen bin”, kommentierte der damals 62-Jährige seinen Abgang. Sein Privatleben hat der Vater dreier Kinder immer von der Öffentlichkeit ferngehalten, spektakuläre Hobbies wie etwa Segel-Cups sind von ihm nicht bekannt. Stattdessen gilt seine Vorliebe dem Wandern in den Schweizer Bergen, was er im Ruhestand eigentlich ausgiebig tun wollte. Aktiver AufsichtsratOb ihm dafür allerdings viel Zeit bleibt, darf bezweifelt werden, denn Kagermann hat eine ganze Reihe von Aufsichtsratsmandaten, darunter auch solche, bei denen es den Aufsehern in jüngster Zeit nicht an Themen gemangelt hat. Das gilt insbesondere für seine beiden schon länger währenden Mandate bei der Deutschen Bank, die eine turbulente Nachfolgeregelung für Josef Ackermann hinter sich hat, sowie bei Nokia, wo es drunter und drüber geht. Ferner gehört der ehemalige SAP-Chef seit 2010 dem Aufsichtsrat von BMW an und ist vor Kurzem als externer Kontrolleur zum Haniel-Konzern gestoßen.Kagermann ist Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und war als solcher auch der Wunschkandidat von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Leiter des Lenkungsausschusses Elektromobilität, der seit 2010 besteht.