Höptner startet nach Zerwürfnis mit Bitmex für DWS-Projekt Allunity
Nach Zerwürfnis mit Bitmex folgt Neustart für DWS
Von Jan Schrader, Frankfurt
Die Fondsgesellschaft DWS stellt sich hinter ein neues Unternehmen für die Emission eines Stablecoins – und setzt den ehemaligen Chef der Börse Stuttgart sowie der Kryptobörse Bitmex an die Spitze. Alexander Höptner (53) leitet künftig das Joint Venture Allunity, das die größte Fondsadresse Deutschlands gemeinsam mit der Handelsfirma Flow Traders und dem Krypto-Infrastrukturspezialisten Galaxy auf die Beine stellt, wie die DWS am Mittwoch ankündigte. Ziel sei es, mit dem Stablecoin ein "normales Transaktionsmedium" für die "Onchain Economy" zu schaffen, wie der designierte Allunity-CEO Höptner der Börsen-Zeitung sagt.
Intermezzo in der Kryptowelt
In Deutschland ist er bereits bekannt: Von Anfang 2018 bis Ende 2020 war Höptner zunächst Sprecher und dann Vorsitzender der Geschäftsführung der Börse Stuttgart. Er forcierte dort den Handel mit digitalen Vermögenswerten und leitete die Tochter Euwax. In früheren Jahren war er für die Deutsche Börse tätig.
Anfang 2021 wechselte er an die Spitze von Bitmex, die in den USA in Konflikt mit den Regulierern geraten war. Höptner trat als Aufräumer an. Im Oktober 2022 aber trat er abrupt als CEO der 100x Group, der Holding der Kryptobörse, zurück.
Der Manager war damals gerade erst als Redner auf einer Kryptoasset-Konferenz in Frankfurt aufgetreten und hatte sich gegenüber der Börsen-Zeitung zuversichtlich über die Zukunft von Bitmex geäußert. Jetzt liegen Bitmex und Höptner über Kreuz: In Singapur verklagte der Manager die Kryptobörse, weil er vertraglich zugesicherte Konditionen verletzt sah, wie das Portal "BTC Echo" berichtet. Der Manager bestätigt den Streit mit seinem Ex-Arbeitgeber, will sich darüber hinaus aber nicht äußern.
Keine "Spielchen"
Nun will er den Handel mit tokenisierten Vermögenswerten stärken. Der geplante Stablecoin sei voll besichert, ohne "Spielchen". Mit dem EU-Regelwerk Micar und der Aufsicht durch die BaFin sei Deutschland im Kryptosegment "the place to be". Das sei ein "Gamechanger", denn bislang seien Stablecoins zuweilen unsicher oder undurchsichtig gewesen.
Allunity soll im ersten Quartal 2024 gegründet werden und zeitnah einen Antrag auf eine E-Geld-Lizenz bei der BaFin einreichen. Die DWS stellt die Emission des Stablecoins in den kommenden 12 bis 18 Monaten in Aussicht. Die Bezahleinheit soll als Tauschmittel für tokenisierte Werte dienen. Das können laut Höptner Finanzinstrumente wie Aktien, Zertifikate, Optionen und Futures sein, aber auch Immobilien, Fahrtdienste, Energieverträge und andere Anwendungen.
Überschaubarer Kreis
Höptner kommt nach Aufenthalt in Singapur wieder nach Frankfurt, wo er sich nach eigenen Angaben zuhause fühlt. Auch Allunity wird in der Mainmetropole ihren Sitz haben. Die junge Kryptobranche sei hierzulande klein. "Der Kreis der Kollegen, die sich mit dem Thema beschäftigen, ist überschaubar." Die DWS hatte vor einem Jahr auf ihrem Kapitalmarkttag ein Stablecoin-Projekt angekündigt. Der Kreis wird allmählich größer.