Huang stürmt chinesische Philantropie-Rangliste
Von Norbert Hellmann, Schanghai
Der chinesische Tech-Entrepreneur Colin Huang (41), Gründer des E-Commerce-Senkrechtstarters Pinduoduo, gilt nicht nur als blitzgescheit, sondern bringt es auch fertig, Dinge im Blitztempo zu bewerkstelligen, für die andere Jahre oder Jahrzehnte brauchen. Huang ist sozusagen im Handumdrehen mit dem Start-up Pinduoduo in die Phalanx der chinesischen E-Commerce-Giganten und Super-Apps eingebrochen und konnte nach dem Börsengang an der New Yorker Nasdaq im Sommer 2018 neue Maßstäbe in Sachen Umsatzwachstum und auch Börsenperformance setzen.
Mit dem rasanten Aufstieg von Pinduoduo zu Chinas drittgrößtem Onlinehändler wurde Huang auch zum Blitzkletterer in Chinas Reichenliste und schaffte es im Rekordtempo, unter die Top 3 zu kommen. Gegenwärtig wird sein Vermögen in Pinduoduo-Anteilen auf rund 44 Mrd. Dollar veranschlagt. Damit steht er sogar noch vor Chinas Onlinehandelspapst und Alibaba-Gründer Jack Ma und nur knapp hinter dem Gründer und Chef des Internetriesen Tencent, Pony Ma.
Nun ist ein neuer Rekord hinzugekommen. Die frisch veröffentlichte Hurun China Philantropy List 2021 weist den Jungmilliardär Huang mit großem Abstand als diesjährigen Spitzenreiter in Sachen Spendengelder für wohltätige Zwecke aus. Erst vor knapp einem Jahr hatte sich Huang überraschend aus der Rolle des Chief Executive bei Pinduoduo und damit aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Ruckzuck wurde mit der Starry Night Foundation eine neue Stiftung aufgezogen, die mit Pinduoduo-Anteilen reichlich angefüttert worden ist und nun seit Frühjahr richtig losgelegt hat.
Im März hatte sich Huang freie Bahn fürs Mäzenatentum geschaffen und nach dem CEO- auch den Chairmanposten bei Pinduoduo niedergelegt. Es handelt sich um einen totalen Rückzug, denn Huang ist nicht nur aus dem Board ausgestiegen, sondern verzichtet sogar auf jegliche Stimmrechtsausübung seiner Pinduoduo-Anteile.
Den Angaben der Hurun-Wohltäter-Liste zufolge sind in diesem Jahr bereits Spendengelder über 12 Mrd. Yuan oder gut 1,5 Mrd. Euro von Huang angestoßen worden. Dabei hat es dem gelernten Computerwissenschaftler und Mathematik-Ass Huang vor allem die gezielte Wissenschaftsförderung in technologischen Bereichen angetan, was nicht zuletzt seitens der chinesischen Staatsführung mit großem Wohlwollen aufgenommen werden dürfte.
Der wie auch Jack Ma aus der Technologiehochburg Hangzhou in der Provinz Zhejiang stammende Huang hat in Zusammenarbeit mit Lokalbehörden in Hangzhou und Schanghai ein Projekt aufgezogen, mit dem ein neues Forschungsinstitut an der prestigereichen Zhejiang-Universität – der Alma Mater von Huang – eingerichtet wird. Der Fokus der Forschungsstätte hat nichts mit schnödem Onlinehandel zu tun, sondern liegt bei biomedizinischen Wissenschaften sowie Agrar- und Lebensmittelforschung, dient also zumindest indirekt sowohl der Volksgesundheit wie auch der Sicherung der Lebensmittelversorgung im Reich der Mitte.
Keine Frage, dass sich Huang mit seinem Rückzug bei Pinduoduo und dem Fokus auf Mäzenatentum bei Chinas Staats- und Parteiführung beliebt gemacht hat und nun auch in der laufenden Pekinger Kampagne gegen die Machtfülle chinesischer Tech-Riesen und ihrer Star-Entrepreneure fein heraus ist. Während Jack Ma nach Kritik an Chinas Finanzregulatoren und dem Debakel rund um den von Peking sabotierten Börsengang seines Fintechimperiums Ant Group zur Persona non grata geworden ist und auch Tencent-Chef Pony Ma mit seinem Status ringt, kann sich Huang nun regelrecht im Wohlwollen aalen, das ihm Chinas soziale Medien entgegenbringen.