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Iceland-Gründer nach 50 Jahren am Ziel

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 13.6.2020 Malcolm Walker (74) verfügt nach einem halben Jahrhundert erstmals über die Mehrheit an Iceland, dem Tiefkühl-Discounter, den er 1970 mit Peter Hinchcliffe gegründet hatte. Gemeinsam mit Chief...

Iceland-Gründer nach 50 Jahren am Ziel

Von Andreas Hippin, LondonMalcolm Walker (74) verfügt nach einem halben Jahrhundert erstmals über die Mehrheit an Iceland, dem Tiefkühl-Discounter, den er 1970 mit Peter Hinchcliffe gegründet hatte. Gemeinsam mit Chief Executive Tarsem Dhaliwal nahm er dem Finanzinvestor Brait für 115 Mill. Pfund dessen Beteiligung (63,1 %) ab. Die südafrikanische Holding, die den Milliardär Christo Wiese zu ihren Anteilseignern zählt, hatte vor drei Jahren “angesichts der durch das Timing und die Form des Brexit herbeigeführten Unsicherheit” ihre Pläne zur Verlegung ihrer Börsennotierung von Johannesburg nach London aufgegeben. Im November kündigte sie an, sich von bestehenden Assets zu trennen. Brait hält auch 80 % an der Fitnessstudiokette Virgin Active. Startkapital: 30 PfundSir Malcolm hatte sich immer wieder um die Mehrheit an Iceland bemüht. Er zeigte schon früh unternehmerischen Geist. Als Schüler organisierte er Tanzveranstaltungen. Nachdem er das Gymnasium ohne bemerkenswerte Noten verlassen hatte, stieg er als Trainee bei Woolworths ein. Nebenbei gründete er mit 30 Pfund Startkapital Iceland und verkaufte aus einem kleinen Laden in Oswentry Tiefkühlkost. Sein Arbeitgeber verzieh ihm die Nebentätigkeit nicht und entließ ihn 1971. Wie seiner Biografie auf der Website des Unternehmens zu entnehmen ist, hatte er in seinem Leben nur drei bezahlte Jobs. Und zweimal wurde er gefeuert. Walker ist kein schmieriger Verkäufertyp. Er zeichnet sich durch seinen Humor und die Fähigkeit aus, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Drei Jahrzehnte lang führte er Iceland als Chairman und CEO. 1984 ging das Unternehmen an die Börse. Im April 2000 übernahm es den Großhändler Booker. Die Gruppe kam auf einen Umsatz von 5,5 Mrd. Pfund. Ein Jahr später wurde er gefeuert. Ihm wurde vorgeworfen, vor Bekanntwerden eines Umsatzeinbruchs 4 Millionen Aktien verkauft zu haben. Walker betonte jedoch stets, in jeder Hinsicht ordnungsgemäß gehandelt zu haben.Daraufhin gründete er Cooltrader, eine weitere Tiefkühlkette. Bei der in The Big Food Group umbenannten Iceland ging es unterdessen bergab. Und 2005 wurde Walker wieder CEO, nachdem das Unternehmen von einem Konsortium unter Führung der isländischen Baugur von der Börse genommen wurde. Sieben Jahre später – nach dem Zusammenbruch von Baugur – führte er einen Management Buy-out an. Seit 2015 gehört das Unternehmen dem Management und Brait. Walker begann schon in den 1980er Jahren damit, auf künstliche Aromen und Farbstoffe sowie nicht unbedingt erforderliche Konservierungsmittel zu verzichten. In den 1990er Jahren folgte der Bann von gentechnisch manipulierten Zutaten. Zuletzt kündigte Iceland an, kein Palmöl mehr zu verwenden und bis 2023 auf Plastikverpackungen zu verzichten.Der Yorkshireman weiß nicht nur einen guten Wein zu schätzen. Er hat auch Sinn für Abenteuer, insbesondere wenn dadurch Spenden für einen guten Zweck gesammelt werden. 2011 bestieg er mit seinem Sohn Richard den Mount Everest. Im September 2011 nahm er an einer Abseilaktion am Londoner Wolkenkratzer Shard teil. Und im Winter 2012/13 begab er sich zum geografischen Südpol, von wo er allerdings zur medizinischen Notfallbehandlung ausgeflogen werden musste. Seine Autobiografie “Best Served Cold” erschien im Jahr darauf.Seine drei erwachsenen Kinder sind ebenfalls Geschäftsleute: Tochter Alexia gründete den Reiseveranstalter Mirus Journeys, Tochter Caroline führt den Biohändler As Nature Intended und Sohn Richard ist Geschäftsführer von Iceland Foods.