Illumina findet neuen CEO
Illumina findet neuen CEO
Der US-Gensequenzierungsspezialist Illumina hat einen Nachfolger für den vor drei Monaten nach einem Proxy Fight als CEO zurückgetretenen Francis deSouza gefunden. Der Vorstand habe Jacob Thaysen zum neuen Chief Executive Officer ernannt, teilte der derzeit von reichlich regulatorischem Gegenwind geplagte Konzern mit. Thaysen, der aktuell Senior Vice President beim Test- und Messgerätehersteller Agilent ist, soll die Rolle ab dem 25. September übernehmen, wie es weiter hieß.
Der 48-jährige Physiker und Genomik-Experte steht bei dem weltgrößten Sequenzierungskonzern gleich vor mehreren Problemen. 2022 war Illumina aufgrund einer Wertminderung auf den Goodwill seiner Krebsdiagnose-Tochter Grail in die roten Zahlen gerutscht, der Umsatz stagnierte zudem – und soll laut der jüngsten Prognose auch im laufenden Jahr so gut wie nicht vom Fleck kommen.
Vor allem aber steht Illumina derzeit aufgrund der umstrittenen und insgesamt 8 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Grail aus dem Jahr 2021 im Fokus. Thaysens Vorgänger deSouza hatte den Deal damals ohne Genehmigung der EU-Kommission durchgezogen. Die Wettbewerbsbehörde hat daraufhin im Juli dieses Jahres eine Strafe von 432 Mill. Euro gegen das Unternehmen verhängt. Illumina wollte dagegen in Berufung gehen.
Umsatz mit Krebstest wächst kräftig
Die Übernahme sorgte auch in den USA für Ärger. Die dortige Wettbewerbsbehörde FTC hatte im April dieses Jahres – wie schon die EU-Kommission im September 2022 – angeordnet, Grail wieder zu verkaufen, da der Deal aus ihrer Sicht wettbewerbsschädigend ist.
Illumina wollte auch dagegen Berufung einlegen. Unter deSouza hatte der Konzern seinen Aktionären eine "Wertmaximierung" in Aussicht gestellt, sollte er mit seinen Einsprüchen erfolgreich sein. Der Deal würde das Unternehmen "in die Lage versetzen, die Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit und Profitabilität des bahnbrechenden Galleri-Tests in einem mehr als 44 Mrd. Dollar schweren Krebsdiagnose-Markt zu erweitern", so der Konzern.
Kritik vom aktivistischen Investor
Der von Grail entwickelte Früherkennungstest, der nach Angaben des Unternehmens mehr als 50 Krebsarten mit einer einzigen Blutentnahme erkennt, erfreut sich einer wachsenden Nachfrage. 2022 soll er Illumina 55 Mill. Dollar an Umsatz eingebracht haben, in diesem Jahr rechnet das Unternehmen mit 110 Mill. Dollar. Carl Icahn war dennoch nicht begeistert. Der aktivistische Investor, der mit 1,4% an Illumina beteiligt ist, bezeichnete den vorzeitigen Abschluss des Grail-Kaufs im März als "rücksichtslos". Seiner Einschätzung nach habe das Management dadurch 50 Mrd. Dollar an Firmenwert vernichtet. Die gleichzeitige Gehaltserhöhung für den damaligen CEO deSouza von 87% auf fast 27 Mill. Dollar ging ihm ebenfalls zu weit.
In einem von Icahn angezettelten Proxy-Kampf konnte sich deSouza dennoch zunächst halten. Lediglich Chairman John Thompson wurde abgewählt. Im Juni trat deSouza als CEO trotzdem zurück. An seine Stelle rückte interimsmäßig Senior Vice President Charles Dadswell. Er werde nun wieder seine frühere Rolle übernehmen, teilte Illumina mit.